Regime Change – das unheilvolle Schlagwort der letzten zwei Jahrzehnte

Oder: Wie man uns dauerhaft für dumm verkauft und immer noch verkaufen will

Für meine Person würde ich es als anmaßend empfinden, zu den derzeit aktuellen politischen Ver- und Abläufen einen eigenen qualifizierten Standpunkt weiter zu verbreiten. Soviel aber dennoch; ich habe einen Standpunkt:
Wenn nämlich im Moskauer Kreml die gleichen Verrückten mit dem Feuer spielten, wie es der Irre im Weißen Haus zu Washington praktiziert, dann würde ich in großer Angst leben.

Für die deutsche Politik zur Syrienfrage darf man Fragezeichen setzen. Einerseits fährt man die Trump-May- und Macron-Linie; andererseits beteuert man die Notwendigkeit der besseren Zusammenarbeit mit Russland. Was denn nun? Illustration: Fotolia

Die aktive Zuspitzung der Syrienkrise durch den scheinbar psychotischen amerikanischen Präsidenten ist das Ablenkungsmanöver für das innenpolitische Desaster in den USA. Im Verein mit Trump spielen die militärischen Kumpanen Großbritannien, Frankreich ein Vabanquespiel, das die Terrorgefahr weiter anheizt. Die politischen Schattenparker, darunter auch Deutschland – hier insbesondere die Bundeskanzlerin und ihr Außenminister Maas – beschränken sich auf verbale Verdachtsattacken gegen Syriens Assad und Russlands Putin und geben sich der Lächerlichkeit preis. Ein steifer Rücken statt Andienen bei den Kriegswilligen hätte gerade der deutlichen Mehrheit im Lande Hoffnung gegeben. Man musste scheinbar zuerst mal bei Trump nachfragen.

Eiertanz statt Realpolitik
Statt des Eiertanzes der bundesrepublikanischen Politikklasse hätte ich andere bessere Statements  erwartet, wie beispielsweise das folgende:
“Die Außenpolitik einiger NATO-Staaten wird immer gefährlicher: erneut völkerrechtswidrige Militärschläge in Syrien, obwohl die Konfrontationssituation zwischen den Atommächten schon extrem angespannt war und Trump sogar vorher Angriffsdrohungen direkt gegen Russland aussprach. Die Ergebnisse der OPCW-Inspekteure wurden noch nicht einmal abgewartet. Wie lange wird das noch gut gehen? Wir müssen uns alle dagegen wehren, dass die westlichen Regierungen uns dabei in Geiselhaft nehmen.”

Diese Pressemeldung von heute stammt jedoch weder von den Koalitionären der GroKo noch aus SPD-Feder. Die Linkenpolitiker Dietmar Bartsch und Sarah Wagenknecht haben sie kreiert und veröffentlicht.

Wir wissen, wer das Feuer in Nahost gelegt hat
Inzwischen müssten eigentlich alle Europäer wissen, wer für das gelegte Feuer im Nahen Osten verantwortlich ist. Mittlerweile müsste aber auch jedem dieser Europäer klar sein, dass Russland und der im westlichen Lager übel beschimpfte russische Staatspräsident Wladimir Putin die lügenumwobene Eskalationsspirale der kriegsgefährlichen Situation in und um Syrien unterbrochen haben.

Dass letztendlich die eher harmlosen militärischen Attacken, angeführt von Donald Trump, Theresa May und Emmanuele Macron wie man jetzt weiß, von vernünftigen Militärs im Pentagon und im Kreml auf geheime Deeskalationsbestrebungen zurückzuführen sind, sagen ausgewiesene Experten der Szene. Die Auswirkungen taugen dennoch für Sensationsmeldungen.

Albrecht Müller und seine NachDenkSeiten gelten mittlerweile als die Institution der politischen Wahrheit. Täglich bis zu 200.000 Besucher holen sich bei den NachDenkSeiten ihre Informationen, die, im Gegensatz zu den wertungsfreien Nachrichten der Einheitspresse, aufschlussreiches Denken erzeugen. Foto: NDS

Die Wahrheitsfindung
In diesem Blog weise ich regelmäßig auf die Analysen des politischen Profis Albrecht Müller, dem Begründer der Nachdenkseiten, hin, der das gesamte und derzeit schlimme politische Spektrum aus jahrzehntelanger politischer Erfahrung und Kenntnis kommentieren kann.

Wer es genauer wissen möchte, sollte lesen und feststellen, warum uns die letzten 30 Jahre Politik beschert haben, wie sie ist. Wem das aber gleichgültig ist, kann sich weiterhin an den Massennachrichten der Leitmedien ausrichten.

Auf dem Weg zum Regime Change in Russland wäre ein Teil-Boykott der Fußballweltmeisterschaft ein weiterer Schritt. Campact hilft dabei. Ein Einordnungsversuch.

Mehrere in den Nachdenkseitenbeitrag eingebettete weitere Links vervollständigen die schlüssigen Informationen zum Gesamtkomplex Syrien. Hier besonders hervorzuheben der Link: Die kommende Attraktion: Der Irre ist los im Westflügel

Und Europa lässt sich vor den Karren spannen. Das was uns in den letzten dreißig Jahren an militärischen Notwendigkeiten zu glauben aufdoktroiniert, also aufgenötigt worden ist, bestimmt so das Geschehen in unserer Sphäre, dass es dem weniger politisch versierten Menschen schon fast als Glaubensartikel erscheint. Falls Zweifel an dieser Lesart aufkommen, die Nachdenkseiten beseitigen die Zweifel.

Mut ist eine gefährliche Eigenschaft gegen die Verrückten
Als besonders lesenswertes Medienbonbon erscheint mir der heutige Artikel im “Kölner Stadtanzeiger” mit der etwas irreführenden Überschrift:  Psychiater Allen Frances im Interview: “Nicht Trump ist verrückt, wir sind es” 

Allen James Frances (geboren 1942 in New York City) ist ein US-amerikanischer Psychiater. Er hatte den Vorsitz der Arbeitsgruppe inne, welche 1994 die vierte Revision des Diagnostischen und Statistischen Handbuch Psychischer Störungen (DSM-IV) zu verantworten hatte.

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2 Antworten zu Regime Change – das unheilvolle Schlagwort der letzten zwei Jahrzehnte

  1. Helmut Ayl sagt:

    Das Problem ist, dass der Westen das Assad-Regime seit 2011 destabilisiert hat und die Rebellen dort aufgerüstet und im Schlepptau den IS gestärkt hat. Man hat die dortige absolute, aber religionstolerante Regierung weg haben wollen. Jetzt, wo Assad möglicherweise mit russischer Hilfe gewinnen und Frieden einziehen könnte und damit der politische Status quo von 2011 (allerdings mit hunderttausenden von Toten und einem zerstörten Land) zurückkommen könnte, wird der Westen alles tun, um das zu verhindern. Ohne jeglichen Plan, wer denn nun Syrien stabil und friedlich regieren sollte. Das gleiche Scheißergebnis wie in Afghanistan, Irak, Libyen….. Wenn es nach den Amis geht, wird auch bald der Iran so aussehen. Jetzt Bomben schmeißen und dann verhandeln, was soll das bringen? Man könnte verzweifeln. Dass man die Beziehungen zu Russland systematisch zerstört und sich dann über deren Reaktion wundert (auch über Vorwürfe betreffend Giftgasangriffe, die je nach Gusto erhoben und beweislos „Verantwortlichen“ angelastet werden), wundert mich nicht.

    • Egon Sommer sagt:

      Ergänzung zu Helmut Ayls Kommentar
      Gefunden auf NachDenkSeiten
      Unser Krieg (Quelle: Jakob Augstein auf Spiegel Online)
      Trump wirft die guten Bomben, Assad und Putin die bösen? Nein. Nirgends entlarvt sich westliche Heuchelei so wie in Syrien. Auch wir tragen Schuld an diesem Krieg.
      Die ganze Welt lacht über Donald Trump und verachtet ihn. Es gibt nur eine Sache, für die er Lob bekommt: Bombenwerfen. So war es vor einem Jahr, als die USA ein Flugfeld in Syrien attackierten. Und so war es auch diesmal: Mehr als hundert Marschflugkörper hat Trump gemeinsam mit Briten und Franzosen auf das in Trümmern liegende Syrien gefeuert – und der ganze Westen applaudiert ihm. Sogar die deutsche Bundeskanzlerin findet lobende Worte, und die mag Trump wirklich nicht. Das ist absurd.
      Die Bomben, die der Dreibund da geworfen hat, sind vergeblich, verkehrt und verlogen. Vergeblich, weil sie am Lauf dieses Krieges nichts ändern werden. Verkehrt, weil sie das Völkerrecht weiter schwächen, anstatt es zu stärken. Und verlogen, weil sie von der Schuld des Westens ablenken.
      Dieser Krieg ist auch das Vermächtnis von Barack Obama. Es ist verblüffend, dass diese Tatsache in der Empörung über das Leid in Syrien überhaupt keine Rolle spielt. Ohne Barack Obama, ohne die USA, ohne den Westen wäre dieser Krieg schon lange Geschichte. Es ist ein unglaublicher Zynismus und eine historische Verlogenheit, mit der sich der Westen von der Mitverantwortung für die hohe Zahl der Opfer, die lange Dauer der Kämpfe, die ganze Grausamkeit dieses Krieges selbst freispricht.
      Obama wollte, dass Assad gestürzt wird. Die CIA begann 2013 damit, syrische Rebellen auszurüsten und zu trainieren – der Umfang des Geheimprojekts lag bei einer Milliarde Dollar. Trump beendete das Programm im vergangenen Jahr. Weil es gescheitert war. Die “Washington Post” schrieb im vergangenen Sommer: “Obamas Politik hatte tatsächlich ein Patt auf dem Schlachtfeld zum Ziel. Die Regierung hoffte, dass dies zu einer Verhandlungslösung führe, mit der der Konflikt beendet würde.”
      (…) Wenn es uns um die Opfer ginge, gäbe es nur eine Lösung: sofortiger Rückzug, damit dieser Krieg endlich endet.

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