Nach Maas kommt Mickymaus

Der Qualitätsabstieg auf dem transatlantischen Ast ist unübersehbar

Zwei renommierte und politikerfahrene Journalisten, beide altersbedingt unabhängig in der Bewertung des politischen Zeitgeschehens, haben die jüngsten Umstände aktueller Politik, insbesondere der deutschen Außenpolitik reflektiert.

Die einzige Richtung, die Bundesaußenminister Heiko Maas zu kennen scheint; vermutlich auf Geheiß seiner Chefin und der Freunde auf der anderen Seite des Atlantiks. Eine verhängnisvolle Richtung. Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat eine eindeutige Offerte angeboten. Wie ein Paukenschlag wirkt sein aktuelles Angebot an die EU und Deutschland.

Friedhelm Klinkhammer, Jahrgang 1944, ist Jurist. Von 1975 bis 2008 war er fest angestellt beim NDR. Er war Gesamtpersonalrats- und ver.di-Vorsitzender sowie zeitweise Arbeitnehmer-Vertreter im NDR-Rundfunk- und -Verwaltungsrat.

Volker Bräutigam (* 21. Juni 1941 in Gera) ist ein deutscher Journalist und Publizist. Er war Nachrichtenredakteur der Tagesschau, langjähriger Personalrat und Redakteur des NDR, Gewerkschaftsfunktionär (IG Medien) und zuletzt Universitätsdozent in Taipeh/Taiwan.

Anmerkung der Autoren:
Unsere Beiträge stehen zur freien Verfügung, nichtkommerzielle Zwecke der Veröffentlichung vorausgesetzt. Wir schreiben nicht für Honorar, sondern gegen die „mediale Massenverblödung“ (in memoriam Peter Scholl-Latour). Die Texte werden vom Verein „Ständige Publikumskonferenz öffentlich-rechtlicher Medien e.V.“ dokumentiert: publikumskonferenz.de/blog.

Der gemeinsame Beitrag auf den NachDenkSeiten (NDS), veröffentlicht am 14. Oktober 2020 um 8:48 Uhr, ist faktenorientiert, im Gegensatz zu den Nachrichten der meinungsmachenden Großmedien. Beide wissen, wovon sie berichten und schreiben; sie belegen das auch.
Deutlich und unverblümt, ohne diplomatische Floskeln wird hier von zwei Medienprofis die Mär der immer auf der guten Seite handelnden westlichen Welt aufgeschnürt. Mit gesunder Logik haben sie die außenpolitische Rolle der Bundesrepublik Deutschland skizziert und die Scheinheiligkeit offen gelegt, die eine Freundschaft mit den USA eher lächerlich erscheinen lässt.

Abgedreht: Merkel, Scholz, Maas, Nawalny

Ein Artikel von Friedhelm Klinkhammer & Volker Bräutigam | Verantwortlicher: Redaktion

Der einleitende Text:

Mit dieser Regierung ist kein Staat zu machen und von ARD-aktuell kein Journalismus zu erwarten. „Nicht der Krieg, der Frieden ist der Vater aller Dinge“, fand Willy Brandt, erster der vier sozialdemokratischen Außenminister in der 71jährigen Geschichte der Bundesrepublik – und deren einziger rühmlicher. Nach ihm und nach jahrzehntelanger Pause hielt die Degeneration der SPD auch Einzug im Außenamt. Auf dem absteigenden transatlantischen Ast ließen sich Frank-Walter Steinmeier, hernach Sigmar Gabriel und schließlich Heiko Maas nieder. Danach kann nur noch Mickymaus kommen. Unfasslich, aber wahr: Im krassen Gegensatz zu Brandt – dessen Ostpolitik war auf Entspannung und Friedenssicherung gerichtet – sucht Maas heute Provokation und Konfrontation mit Russland. Er hat Kanzlerin Merkels Segen. Beide setzen erwartungsfroh aufs kurze Gedächtnis ihrer Wähler – oder auf deren Apathie. Zeit, dass wir die Erinnerung an ein paar der übelsten Machenschaften dieses Gespanns stützen. Die Tagesschau bringt´s ja nicht. Von Friedhelm Klinkhammer und Volker Bräutigam.

Hier geht’s noch einmal zum Volltext des NDS-Beitrages


Politikinteressierten Besucherinnen und Besucher öffnen sich Einblicke in jüngste brisante Ereignisse, die meines Erachtens ein Abbild der verfehlten Friedenspolitik bedeuten; einer Friedenspolitik wie sie bisher ausschließlich Willy Brandt verfolgte.
Erst in der Rückerinnerung fällt auf, wie weit die derzeitige Außen- und Friedenspolitik der SPD verkommen ist. Die Außenminister der Sozialdemokraten lassen grüßen; allen voraus Heiko Maas.


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6 Antworten zu Nach Maas kommt Mickymaus

  1. Pingback: Die Welt durfte nicht werden, wie Gorbatschow sie im Sinn hatte | Von links gedacht

  2. Alfons Maximini sagt:

    …. zu Schröder: ….der Laufbursche Putins. Schröder hat uns Sozialdemokraten mit seinem Verhalten, seinen Aussagen, seinem gockelhaftem Getue, seiner Hartz IV-Agenda, seiner Basta-Politik auf die jetzigen 15 % dezimiert. Uns – der gesamten Sozialdemokratie einen Bärendienst erwiesen und macht es immer noch als informeller Privatmensch. Ein politischer Meilenstein von Schröder war die Absage an der Teilnahme zum Irakkrieg. Davon zehrten wir eine Zeit lang. Die Situation im kalten Krieg war eine andere als jetzt. Da galt nur USA-Nato gegen den gesamten Sowjet-Ostblock. Die waffenstarrenden Fronten erlaubten eine Annäherungspolitik von Egon Bahr und Willy Brandt. Eine friedensstiftende Meisterleistung. Aber dazu gehören immer Zwei.
    Sicher ist es schwierig ein Vielvölkerstaat, das Jahrhunderte lang unterjocht wurde, von heute auf morgen in moderne und friedliche Zeiten hineinzuführen. Dafür braucht es den Willen und die Grundsätze einer Demokratie. Die sehe ich nicht bei Putin. Insofern stimme ich den Ausführungen Bernd Geippel zu.
    Aber es ist ja auch hochinteressant Egon, wie du dich bemühst das Weltgeschehen von einer anderen Seite zu betrachten. Ohne Deine Beiträge hätte ich ja keine Möglichkeiten meine Gedanken zu äußern.
    Also Egon mach weiter so – ich glaube dass ist auch im Interesse von Bernd Geippel. Wo sonst noch wird in der Parteibasis noch kontrovers diskutiert?

    • Egon Sommer sagt:

      Lieber Alfons,

      ich bin immer sehr positiv von Kommentaren zu meinen Blogbeiträgen berührt. Ärgerlich berührt hat mich aber auch die unverfrorene Aussage des Herrn Nawalny, der den früheren Kanzler Gerhard Schröder als „Laufbursche Putins“ bezeichnete, nein besser, beschimpfte. Es ist mehr als bedenklich, wenn ein russischer Nationalist in seinem Gastland einen ehemaligen Bundeskanzler beschimpfen darf.
      Schröder war aber nicht Gegenstand meines Artikels, den ich mit „Nach Maas kommt Mickymaus“ überschrieben hatte; wobei ich zugegebenermaßen diesen Titel dem verlinkten Beitrag von Friedhelm Klinkhammer & Volker Bräutigam entliehen habe. Neben Schröder ist auch noch eine ganze Menge Wasserträger zu benennen, die mitschuld sind am 15-Prozent Desaster und auch heute noch im Hintergrund emsig die „Erneuerung“ sabotieren.
      Ich stimme Dir in den politischen Wertungen zu dem früheren SPD-Bundeskanzler uneingeschränkt zu. In Sachen „Laufbursche …“ jedoch nicht. Im Zusammenhang mit seinem Engagement bei den russischen Konzerne Gazprom und Rosneft habe ich eine vollkommen andere Sichtweise, die sich aus anderen Quellen speist und auf die ich immer wieder zurückgreifen werde. Ja, richtig geraten, es sind die NachDenkSeiten (NDS) des Albrecht Müller.
      „Nawalny und die Laufburschen der USA“ (https://www.nachdenkseiten.de/?p=65630) heißt dort der faktenbasierte Beitrag vom 9. Oktober, in dem Schröder auch nicht gut wegkommt. Aber wie bereits festgestellt, Schröder war nicht mein Thema.
      Um auf die Mickymaus als Nachfolger des derzeitigen deutschen Außenministers zurückzukommen, ist man bei den NDS schon einen Schritt weiter.
      Was die deutsche Außenpolitik anrichtet bzw. schon angerichtet hat, ist auch schon fast von gestern; erstaunlich dabei sind aber die zurückhaltenden Reaktionen der hiesigen Leitmedien auf „Lawrows Paukenschlag: Medien stellen Realität auf den Kopf“ (https://www.nachdenkseiten.de/?p=65884) vom 15. Oktober. Nachdenkenswerte Standpunkte, die, wenn man es denn will, tatsächlich zum Nachdenken anregen.
      Zu guter Letzt: Ich bin mir sicher, meinen Blog solange weiter zu führen, wie es meine geistigen Kräfte erlauben. Und das fast gönnerhaft wirkende Lob – „ich bemühe mich darum, das Weltgeschehen von einer anderen Seite zu betrachten“, ist bestimmt nicht geeignet, nachzulassen. Der Widerspruch, den ich erhalte, ist das eigentliche Salz in der Suppe.

  3. Bernd Geippel sagt:

    Haltloser Unsinn! Alfons Maximini hat Dir in einer Deiner letzten Blogs schon entgegnet was er von Deiner persönlichen Einstellung zur deutschen Russland-Politik hält. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Nur so viel von mir: Heiko Maas hat völlig recht. Nach unzähligen Lügen, Vertuschungen und Verbrechen (zahllosen Morden, Mordversuchen innerhalb Russlands und Westeuropas, der Annexion der Krim, der unbarmherzige Krieg in Syrien und in der Ukraine etc) versteht Russland nur eine Sprache, die der absoluten Härte. Die bisherigen Sanktionen sind völlig berechtigt. Zukünftige auch. Der Aggressor ist Russland, nicht die EU oder die Vereinigten Staaten. Nein, Egon Sommer, Dir ist nicht mehr zu helfen. Mit Deiner Meinung stehst Du ziemlich alleine da hier im SPD-Info Kreis. Abschließend frage ich mich ob Du noch in der richtigen Partei bist.

    • Egon Sommer sagt:

      Hallo Genosse Bernd,
      „Haltlosen Unsinn“ nennst Du den Blogbeitrag. Weiterer Nackenschlag „Nein Egon Sommer,
      Dir ist nicht mehr zu helfen“, und abschließend fragst Du, ob ich noch in der richtigen Partei
      sei.
      Seit meinem Parteieintritt vor 25 Jahren bis heute bin ich immer noch von den
      Grundelementen meiner Partei überzeugt. Auf meiner Suche nach den Gründen für den
      Abstieg der Sozialdemokraten auf derzeit fest verbunkerten 15 Umfrageprozenten, Tendenz
      eher fallend, fällt mir nur die heutige Berliner SPD ein, die nur noch wenig mit den
      Hauptzielen Friedenspolitik und Soziale Gerechtigkeit aus Willy Brandts Zeiten zu tun hat.
      Bis 2002 und Schröders Ablehnung einer Teilnahme am Irakkrieg war alles noch im
      sozialdemokratischen Konsens. Von der Agenda 2010 will ich hier nicht auch noch Stellung
      nehmen. Was von mir in der Zeit vom Beginn meiner Blogaktivität bis heute kolportiert
      worden ist, kannst Du gern in den bisherigen Blogbeiträgen nachvollziehen. Dabei solltest Du
      aber mal den Blick von der offiziellen Überflutung durch unsere Leitmedien abwenden und
      die von diesen Blättern fremdbeeinflussten Berichterstattungen außen vorlassen.
      Dies zu Deinen ernsthaften bis weniger freundlichen Vorhaltungen.
      Zu den politischen Inhalten meiner Blogartikel muss ich zugeben, dass sie meist in den
      „Links“ sehr umfangreich sind und es deshalb auch sehr zeitaufwendig ist, sie gründlich und
      mit dem nötigen Interesse zu verfolgen.
      Auch ich bin nicht frei von voreingenommen Ansichten und Einsichten. Wenn ich aber als
      sog. Blogger öffentlich werde, muss die Basis meiner Informationen stimmig sein. Im Falle
      Russland ist meine Überzeugung stimmig und wird es auch bleiben.
      Trotz Deiner geharnischten Kritik grüße ich Dich freundlich!

      Egon Sommer

      • Bernd Geippel sagt:

        Hallo Genosse Egon,

        Selbstverständlich erkenne ich Deine Engagement als Blogger im Allgemeinen an. Was Deine Meinung zu Russland angeht, ganz und gar nicht. Da befindest Du Dich meiner Meinung nach auf einem tragischen Irrweg. Nein, Deine Überzeugung im Falle Russland ist nicht stimmig. Ja, die Friedenspolitik Willy Brandts zur Entspannung mit der damaligen Sowjetunion war zwingend und richtig. Mit dem heutigen Russland und Putin ist ein anderer Player auf dem Spielfeld erschienen, dessen Verhalten man nur noch als aggressiv, brutal und abstoßend bezeichnen kann. Strafmaßnahmen sind unerlässlich. Und was das Verhalten Gerhard Schröders zum Fall Navalny angeht so ist es umso erbärmlicher. Nun denn, freundliche Grüße zurück und ein schönes Wochenende.

        Bernd Geippel

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