Rückbetrachtungen haben meist die Wertigkeit, Bestätigungen für die Gegenwart zu sein
Am 5. Dezember 2014 veröffentlichte ZEIT-ONLINE einen Aufruf von 60 deutschen Prominenten zum Dialog mit Russland. Dass dieser Aufruf von berufenen Personen des Zeitgeschehens, insbesondere in Deutschland, damals Beachtung fand und heute offiziell keine mehr, ist der Abhängigkeit Deutschlands von seiner angeblichen Schutzmacht USA und deren dominiertem Militärpakt NATO geschuldet.
Der Wortlaut des Aufrufes beginnt mit: “Niemand will Krieg. Aber Nordamerika, die Europäische Union und Russland treiben unausweichlich auf ihn zu, wenn sie der unheilvollen Spirale aus Drohung und Gegendrohung nicht endlich Einhalt gebieten. Alle Europäer, Russland eingeschlossen, tragen gemeinsam die Verantwortung für Frieden und Sicherheit. Nur wer dieses Ziel nicht aus den Augen verliert, vermeidet Irrwege.”
Unter den 60 klugen Stimmen aus dem Jahre 2014 wird keine zu finden sein, die heute den Krieg als solchen in irgendeiner Weise durch einseitige Schuldzuweisung rechtfertigte. Mit Sicherheit ist jedoch allen bewusst, dass dieses Unglück nicht vom Himmel gefallen ist. Die hohe Geisteshaltung der 60 Prominenten vermag es, entsprechend der Zweitüberschrift dieses Blogbeitrages zu verdeutlichen, dass Rückbetrachtungen meist die Wertigkeit besitzen, Bestätigungen für die Gegenwart zu sein.
Hier der Link zum gesamten Text des Aufrufes, dem auch die Namen der 60 Unterzeichner folgen:
“Wieder Krieg in Europa? Nicht in unserem Namen!”
Auch die NachDenkSeiten (NDS) haben das Thema des Aufrufes vom 5. Dezember 2014 nochmals aufgelegt. Bemerkenswert ist dort folgender Abschnitt:
“Einige der Unterzeichner von 2014 halten auch heute noch einem giftigen Gegenwind stand, indem sie sich für einen Kompromiss und für einen realistischen Ausgleich der Sicherheitsinteressen zwischen Russland und Resteuropa einsetzen: Von diesem Ausgleich würden alle Seiten (außer den USA) profitieren. Ausgleich bedeutet selbstverständlich nicht die Unterwerfung unter ein „russisches System“. Im Gegenteil: Glaubhafte Sicherheitsgarantien für alle Seiten würden das Handeln Russlands auch für seine Nachbarn viel berechenbarer machen.
2014: Die Vorhersage des heutigen Ukrainekriegs
Erinnern wir uns doch mal zurück, was Bundespräsident Richard von Weizäcker damals verkündete: Die Medien berichteten damals:
Am 3. Oktober 1990, am Tag der Deutschen Einheit, sagte Bundespräsident Richard von Weizsäcker: “Der Kalte Krieg ist überwunden. Freiheit und Demokratie haben sich bald in allen Staaten durchgesetzt. … Nun können sie ihre Beziehungen so verdichten und institutionell absichern, dass daraus erstmals eine gemeinsame Lebens- und Friedensordnung werden kann. Für die Völker Europas beginnt damit ein grundlegend neues Kapitel in ihrer Geschichte. Sein Ziel ist eine gesamteuropäische Einigung. Es ist ein gewaltiges Ziel. Wir können es erreichen, aber wir können es auch verfehlen. Wir stehen vor der klaren Alternative, Europa zu einigen oder gemäß leidvollen historischen Beispielen wieder in nationalistische Gegensätze zurückzufallen.”
Und wo stehen wir jetzt!?
Hehre Worte des frühreren Bundespräsidenten von Weizäcker. Worte, wie sie heutzutage nicht mehr zu vernehmen sind; auch er irrte sich angesichts der nachfolgenden abhängigen Gestalten im Bundespräsidialamt und der “Zeitenwende-Gestalten der etablierten Politikerriege.
Vor über einem Vierteljahrhundert gab es sie noch; die Menschen und Zeitgenossen, die zumindest in ihren Gedanken der Gesinnungslinie von Richard von Weizäcker folgten. Wo findet man heute noch das unwidersprochene Engagement von Bürgerinnen und Bürger Deutschlands, die es wagten, gegen die auch schon im Jahre 2014 herrschende US-Einflussnahme gegen Russland, einzutreten.
Lesen Sie hier den Brandartikel von ZEIT-ONLINE vom 5. Dezember 2014 in dem auch die friedensbetonenden Gesinnungsethiker ausdrücklich und namentlich aufgeführt sind.
Hier nochmal die Wiederholung ddes Links:
“Wieder Krieg in Europa? Nicht in unserem Namen!”
Mehr als 60 Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Medien warnen in einem Aufruf eindringlich vor einem Krieg mit Russland und fordern eine neue Entspannungspolitik für Europa. Ihren Appell richten sie an die Bundesregierung, die Bundestagsabgeordneten und die Medien.Initiiert wurde der Aufruf vom früheren Kanzlerberater Horst Teltschik (CDU), dem ehemaligen Verteidigungs staatssekretär Walther Stützle (SPD) und der früheren Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer (Grüne). “ Uns geht es um ein politisches Signal, dass die berechtigte Kritik an der russischen Ukraine-Politik nicht dazu führt, dass die Fortschritte, die wir in den vergangenen 25 Jahren in den Beziehungen mit Russland erreicht haben, aufgekündigt werden”, sagt Teltschik zur Motivation für den Appell.