Ferkelkastration, ein Thema? Und ob!

Die leidvolle Geschichte der Massentierhaltung

Ja, Sie haben richtig gelesen: Ferkelkastration als Thema in diesem Blogbeitrag.

Der Anlass: Mir hat’s die Sprache verschlagen bei einer Newsletter-Nachricht der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt. Tierschutz ist das ethische Grundanliegen und das Ziel der Stiftung; dabei ist die Massentierhaltung das Hauptanliegen.

Wie anders könnte man die Missstände in der Massentierhaltung wirkungsvoller darstellen als es der unmenschliche Umgang mit Zuchtsauen in sog. Kastenständen abbildet. Wenn Tierleid beendet werden soll, muss die kommerzielle Nutzung von Tieren als Waren und Ressourcen beendet werden. Die Förderung der vegetarischen und/oder veganen Ernährung oder der bioveganen Landwirtschaft als politisches Ziel, wäre einer von vielen Wegen aus dem Tierelend. Foto: Animal Rights Watch (ARIWA)

Der ach so liebenswürdig dauerlächelnde Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt schlägt vor, zur Abmilderung der Kosten für die ab 2019 vorgeschriebene Lokalanästhesie bei der Kastration die Landwirte und Schweinezüchter selbst ran zu lassen. Dieser “Tierwohlminister” schlägt allen Ernstes vor, die Landwirte bzw. die Schweinezüchter sollten die Betäubung in Eigenleistung erbringen. Das nenne ich nun mal abgeleitet vom Parteinamen “christlich-sozial” sparen.

Foto: Fotolia

Text zum Beitragsbild der Eingangsseite diese Blogbeitrages:
Sie haben sich ein gutes Leben verdient. Gott sei es gedankt, dass es noch Schweinezüchter mit Verstand und Herz gibt.  Ein besseres Leben für die Sauen; auch wenn die kupierten Schwänze bereits ein Schmerzerlebnis waren.

Die bange Frage der jungen Schweine: Kommt Minister Christian Schmidt oder macht es der Schweinezüchter mit scharfem Skalpell selbst? Wenn schon, dann hoffentlich mit Betäubung. Foto: Fotolia

Dass der Bundeslandwirtschaftsminister darüber hinaus auch noch einen Kompromiss sucht, für die deutsche Landwirtschaft die Mitte Dezember 2017 auslaufende Glyphosat-Zulassung zu unterlaufen, sei hier nur nebenbei erwähnt.

Beim Nachdenken über all diese bedrohlichen Unsäglichkeiten kommt mir aber dann sehr schnell in den Sinn: die SPD-, CDU- und Grünen- und FDP-Landwirtschaftsminister haben bisher nichts Besseres bzw. Gutes zu Stande gebracht.

Hierzu und ganz besonders im Zusammenhang mit den laufenden Jamaika-Koalitionsverhandlungen hat mich ein Beitrag der Albert-Schweitzer-Stiftung zu der folgenden Stellungnahme veranlasst:

Was nützen all die Bemühungen um den Tierschutz

wenn trotz aller Bemühungen Änderungen nicht folgen. Neben den großen Tierschutzverbänden BUND und NABU haben sich 2015 die Tierschutzorganisationen Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt, Bundesverband Tierschutz e.V., Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V., PROVIEH e.V. sowie VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz zusammengeschlossen um der Politik bzw. dem Gesetzgeber Beine zu machen. Es ist voraussichtlich wieder ein Kampf gegen Windmühlen.

Wir wollen, wir sollten, wir müssen, so tönen die Programm-Gebetsmühlen der politischen Parteien. Nicht wir werden, sondern Lippenbekenntnisse sie wollen, sie sollten, sie müssen. Wenn’s drauf ankommt, waren die Lobbyisten der Fleischindustrie schon da und haben ihren Einfluss in den Abgeordneten- und Parteihäusern diktiert. Angesichts des uns täglich vorgezeigten Tierelends in der Massentierhaltung darf man schon das Adjektiv “verbrecherisch” für die Zustandsbeschreibung einsetzen.

Das vorgenannte Bündnis für Tierschutzpolitik nutzt die derzeitigen Jamaika-Koalitionsverhandlungen, um die beschriebenen Bestrebungen nachhaltig als Kernforderungen des Tierschutzes an die Bundestagsparteien zu richten. Was von CDU/CSU und FDP weniger zu erwarten ist, müsste bei Bündnis90/Die Grünen auf fruchtbarsten Boden fallen. Die dringend notwendigen Verbesserungen im Tierschutz müssten allein schon aus Gründen der Selbstachtung absolutes Kurzfristziel sein. Ein konkreter Tierschutzplan könnte Sympathien für eine Jamaika-Koalition aufkommen lassen. In diesem Rahmen müsste es auch möglich sein, Alternativen zur Nutzung von Tieren für Konsumzwecke und Tierversuche weit stärker zu fördern als bisher.

»Unser gegenwärtiger Umgang mit Tieren ist in nahezu allen Nutzungsbereichen ethisch völlig inakzeptabel«, sagt Konstantinos Tsilimekis, Leiter des Wissenschaftsressorts der Albert Schweitzer Stiftung. »Wir haben den Tierschutz im Grundgesetz als Staatsziel festgeschrieben. Dem muss endlich politisch und rechtlich Rechnung getragen werden.«

Die erforderlichen Maßnahmen darf die nächste Bundesregierung nicht länger aufschieben oder rein wirtschaftlichen Interessen unterordnen, fordert das Tierschutzbündnis. Die Politik muss sich daher im Rahmen der Koalitionsverhandlungen klar zum Tierschutz bekennen.

Kurzfristigen Mindestziele mit festen Zeitvorgaben müssten sein:

  1. Verbot der Amputationen am Tier wie das Abschneiden der Ringelschwänze bei Ferkeln
  2. Verbot der dauerhaften Fixierung von Tieren wie die Anbindehaltung von Kühen oder die Kastenstandhaltung von Sauen
  3. Gezielte Förderung von Tierschutzmaßnahmen
  4. Verbot von Qualzuchten bei Heimtieren und »Nutztieren«
  5. Erstellung einer Positivliste für die verantwortbare Haltung von Heimtieren
  6. Verbot der Haltung von Wildtieren im Zirkus

Das ausführliche Positionspapier des Bündnisses für Tierschutzpolitik mit den Kernforderungen finden Sie hier als PDF zum Herunterladen.

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2 Antworten zu Ferkelkastration, ein Thema? Und ob!

  1. Helmut Weimann sagt:

    Du hast vollkommen Recht.

  2. Alfons Maximini sagt:

    Wo bleibt das Thema Tierschutz bzw. Tierhaltungsindustrie bei den Sondierungsgesprächen der Jamaika-Regierungswilligen überhaupt. Würde in den öffentlich-rechtlichen Fernsehprogrammen das Schlachttierleid zur besten Sendezeit übertragen, würden Tausende von Menschen auf die Barrikaden gehen. Aber es wird in den dritten Programmen versteckt und das zur späten Sendezeit damit die Empörung nicht so groß wird. Der vorauseilende Gehorsam der Programmdirektoren zahlt sich sicher aus. Ich bin nun kein Vegetarier – aber wenn ich diesen respektlosen Umgang mit Hühnern, Schweinen, Rindern Gänsen, Enten und Puten sehe, kommen mir Tränen in den Augen. Ist es denn wirklich möglich, dass Menschen so brutal mit den Mitlebewesen umgehen können? Warum werden täglich Millionen Hühner geschlachtet, gleichwohl nur ein Drittel davon gebraucht werden? Warum werden Ferkel aussortiert und auf brutalste Art getötet? Puten gezüchtet, die von ihrem Gewicht nicht mehr auf den eigenen Füßen stehen können? Mittlerweile haben Puten vier Brüste angezüchtet, damit sie mehr Fleisch liefern können. Und bei näherer Recherche zeigen sich Abgründe auf, wer für solche verbrecherischen Vorgehen Verantwortung trägt. Einige dieser Betriebseigentümer sind Funktionäre der Landwirtschaftlichen Verbände und gar politisch tätig, wie die Fernsehrecherche des WDR ergab. Wo bleibt der Aufschrei der Verbraucher? Aber der Fernsehzuschauer wird lieber täglich mit Schnulzen und Serienkrimis eingeschläfert, damit er diese grausamen Filmberichte nicht zur Kenntnis nehmen muss. Ich bin mal gespannt ob sich bei der Jamaika Regierung – wenn sie dann zu Stande kommt – etwas grundlegendes ändert in der Tierindustrie.

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