Der Schweizer Militärexperte Ralph Bosshard beantwortet diese Frage nach militärischen und politischen Gesichtspunkten
Öfter mal auf die andere Seite schauen; bedeutet: Nicht nur der täglichen fremdbestimmten Einheits-Nachrichtenflut zu folgen, sondern in die Medien, die man verbieten möchte oder auch schon verboten hat. Als selbsständig denkender Mensch sollte man unterscheiden können. Das Richtige erkennt man, wenn beide Seiten der Nachrichtenquellen offen stehen. Man muss sie nutzen.
Reaktionen aus Russland, nach der Freigabe US-amerikanischer, britischer und französischer Langstreckenraketen gegen Russland, sind nicht der Stoff von Träumen westlicher Kriegstreiber. Man darf sich ja selbstsicher und scheinbar auch selbstbewusst den Schilderungen und Forderungen westlicher Kriegsunterstützung hingeben; man kann sogar (gedankenlos) glauben, das Richtige zu empfinden. Nützt aber nichts, wenn realistische Gegebenheiten ein anderes Bild der Lage zeichnen.
Aus der zumindest noch als offiziell neutral geltenden Schweiz sind ausgesprochen sachliche und sachverständige Bewertungen des russisch-ukrainischen Kriegsgeschehens eher als realistisch anzusehen, als es uns die westliche Presse tagtäglich erzählt.
Die NachDenkSeiten haben den Schweizer Militärexperten Ralph Bosshard um eine Einschätzung zu den Konsequenzen der Entscheidung des Noch-US-Präsidenten Biden gebeten. Éva Péli, gebürtige Ungarin und seit 2010 in Berlin lebend, ist für die Fragestellungen im nachfolgend verlinkten Interview höchst prädestiniert. Sie schreibt und übersetzt für Online- und Printmedien, hauptsächlich zu Themen Mittel- und Osteuropa, insbesondere Ungarn und Russland.
Die Auswahl der von ihr an Ralph Bosshard gerichtete Fragen sollten die Neugier aller wecken, die ernsthafte Antworten auf das brennende Zeitgeschehen erwarten.
Siehe auch bei Globalbridge:
Sie können alles Lesen; aber auch aus folgenden Fragen die Antworten auswählen:
- Éva Péli: Wie ist diese Ankündigung von Joe Biden aus militärischer Sicht zu bewerten? Welche militärische Reaktion aus Russland ist zu erwarten? Und gegen wen wird sie sich richten (USA, Großbritannien, Frankreich oder die Ukraine)?
- Wie schätzen Sie angesichts dieser Entscheidungen die Chancen für eine Verhandlungslösung ein?
- Im September erklärte der russische Präsident Wladimir Putin, dass der Einsatz westlicher Langstreckenwaffen gegen Russland eine direkte Beteiligung der NATO-Staaten am Konflikt in der Ukraine bedeuten würde, und warnte: „Wenn sie den Krieg auf dem Territorium der Ukraine nach Osten verlagern, wird er dort nicht enden, denn der Krieg wird auch den Westen erreichen.“ Wie will sich die NATO auf die von Putin angekündigte Antwort vorbereiten?
- Früher sagte der US-Präsident Biden, er würde den Einsatz dieser Raketen gegen Ziele in Russland nicht zulassen, weil dies zum dritten Weltkrieg führen würde. Kurz vor seinem Amtsabtritt hat er anscheinend keine Angst mehr vor einem solchen Szenario? Was hat sich seitdem geändert?
- Laut Medien soll Selenskyj verärgert sein, dass Bidens Entscheidung in den Medien öffentlichkeitswirksam verkündet wurde. Experten interpretieren dies so, dass die US-Administration Putin warnen will, bevor es zu Angriffen kommt, um eine Eskalation zu vermeiden. Was halten Sie davon?
- Wissen Sie, in welcher Form die Entscheidung Bidens zu den erweiterten Zielen für US-Langstreckenwaffen erfolgt – als Präsidentenorder, als formaler Regierungsbeschluss oder nur per Telefonat (von wem) an Kiew (mit wem)? Und wie erfolgte bis dato die bisherige Reichweitenbegrenzung der Waffen, rein technisch oder per Befehl?
Angesichts der bevorstehen Bundestagswahl am 23. Februar 2025 ist in den deutschen Leitmedien die Frage entbrannt, wer letztendlich als Kanzlerkandidat der SPD gekürt werden soll. Auch hier hat der Schweizer Bosshard seine Meinung zu Olaf Scholz eingestreut, der seine Wiederwahl erhofft:
Anmerkung: Seit heute Abend, 21.11.2024, ist die SPD-interne Kandidatenfrage geklärt: Boris Pistorius hat offiziell erklärt, dass er für eine Kanzlerkandidatur der SPD nicht zur Verfügung steht.
Ralph Bosshard schreibt:
"Dass Deutschland nicht mit Angriffen auf sein Territorium rechnet, zeigt die Tatsache, dass im Bereich des Bevölkerungsschutzes kaum etwas unternommen wird. Außer der Bevölkerung zu raten, die Keller ihrer Häuser zu entrümpeln und ihr ansonsten viel Glück zu wünschen, hat auch Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) nicht viel zu bieten. Es gibt heute übrigens andere Mittel, ein Land und seine Bevölkerung zu piesacken.
Mir scheint seit Längerem Bundeskanzler Olaf Scholz der klügere Stratege zu sein, der sich nicht unnötig und frühzeitig exponiert, wo er es nicht braucht; nur schade, dass er so eine schwache Regierungsmannschaft um sich hat. Die Strategie nationaler Sicherheit, die ich im vergangenen Jahr im Bundestag kommentieren durfte, war einfach nur schwach. Aber die Opposition aus CDU/CSU hatte schon damals nicht mehr Brain (Hirn) zu bieten."
Angesichts dessen, was uns Wählerinnen und Wähler aus der deutschen Parteienlandschaft angeboten wird, hier Merz (CDU) und Habeck (Grüne), doch vielleicht ein hilfreicher Denkanstoß.
An dieser Stelle darf aber auch ein Kontrastbild aus deutscher Sicht, propagiert von der Person, die sich deutsche Außenministerin schimpft, Annalena Baerbock, abgebildet werden.
Tobias Riegel, Redakteur der NachDenkSeiten (NDS), schreibt in einem treffenden Kommentar, wie die vorlaute Baerbock aktuell die Gefahr eines Atomkriegs kleinredet, „um den verlorenen Ukrainekrieg noch in die Länge zu ziehen“; wie es im Vorspann des folgenden NDS-Artikels heißt:
Ach, das bisschen Atomkriegsrisiko …
Fremdschämen für diese Außenministerin ist kaum die richtige Verhaltensweise bei Bewertung dieser Person. Ausschließlich die Mitgliedschaft bei den Grünen sollte wohl die passende Heimat für sie sein, die in ihrem Amt eher als Blamage für Deutschland einzuordnen ist.