Nicht weil gerade Weihnachten vor der Tür steht!

Die endlose Geschichte der Tierquälerei in Deutschland und Europa

Der folgende Blogbeitrag befasst sich mit der Dokumentation des “37 Grad”-Autors Manfred Karremann, der im ZDF über das Schicksal der Tiere auf Langstreckentransporten berichtet. Bewusst hat er darauf verzichtet, die an sich schon grausamen Bilder  durch noch unsäglichere Filmaufnahmen aufzumachen. Die Dokumentation stellt nach meiner persönlichen Auffassung den obersten Grad der Erträglichkeit dar.

Echte Tränen – Rind während eines Transports. Das Wichtigste: Die Tiermarken sind im Ohr; damit man weiß, wessen Tier gequält wird!!!     Copyright: ZDF/Manfred Karremann

 

Zu keiner Zeit in meinen nun doch schon 78 Lebensjahren habe ich schlimmere Bilder von gequälten Tieren gesehen. Unsere Gesellschaft lässt so etwas zu.
Ich habe das Anschauen der Dokumentation des ZDF am 21.11.2017 nicht mehr ertragen können und zunächst abgebrochen. Erst jetzt habe ich Mut aufgebracht, die ganze Dokumentation zu verfolgen. Seit diesen Eindrücken quält mich der Gedanke, was zu tun ist?

“Die leidvolle Geschichte der Massentierhaltung” steht als Überschrift meines Blogbeitrages vom 12. November dieses Jahres. Die Albert-Schweitzer-Stiftung für unsere Mitwelt hat mich über ihren aktuellen Newsletter angestoßen, die unendliche  Leidensgeschichte der Tiere auf den Transportwegen und in den Transportzielen hier aufzugreifen und zu verbreiten. Insbesondere die nicht mehr durch europäisches Recht geschützten Transporte in Länder außerhalb der EU stehen dabei im Fokus. Meine Erwartung hierbei ist, dass Empörung entsteht, die in das politische Handeln und Wirken zumindest in unserem Land hinein wirkt.

Die schlimmsten Exzesse an den Tieren
Im folgenden geht’s um die schlimmsten Exzesse, wie wir, das angeblich zivilisierte Deutschland, des puren Profites wegen, den sogenannten “Nutztieren” unsägliches Leid zu fügen. Nein nicht wir persönlich sind es, die das anstellen. Es sind die, die das zulassen, womit wir bei der Politik angelangt wären.

Wie seit Jahrzehnten, werden auch 2017 noch immer verletzte Rinder mit einem Kran aus dem Schiffsbauch gezogen und an einem Vorderbein aufgehängt auf Lastwagen verladen. Das Bein bricht unter dem hohen Gewicht. Obwohl der Europäische Gerichtshof entschieden hat, dass für Tiere aus der EU der Tierschutz bis zum Zielort sichergestellt sein muss, sind solche Quälereien nach wie vor Alltag. Offenbar kontrolliert niemand mehr den Tierschutz außerhalb der EU-Grenze. Copyright: ZDF/Manfred Karremann,

Das ZDF hat am 21. November 2017 in der Serie 37° die Dokumentation über Tiertransporte ausgestrahlt und Bilder vermittelt, deren Grausamkeit jede Vorstellung sprengt.
Ein Hinweis sei erlaubt: Alfons Maximini, von 2006 bis 2011 Abgeordneter des rheinland-pfälzischen Landtages, hat die dramatische Dokumentation gesehen und zuvor in seinem Kommentar zur Massentierhaltung im o.g. Blogbeitrag seiner Empörung freien Lauf gelassen. Angesichts der aus purer Profitgier gesteuerten Zustände in der industriellen Fleischproduktion hierzulande und bei den Transporten von lebenden Tieren eine Gegenwehr, die wahrgenommen werden sollte. Das Schwert des Strafgesetzbuches und dessen Vollzug könnten weiterhelfen. Ansonsten prallt alles an den Protagonisten und den Tätern ab.

Politische Perspektiven
Zum Zeitpunkt des Kommentars von Alfons Maximini war es die Perspektive zu den Sondierungen für eine Jamaika-Koalition und der in sie gesetzten Hoffnungen, dass der potentielle Koalitionspartner BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ihrem Parteiprogramm entsprechende Tierschutzstandards einfordern würde. Jamaika ist Schnee vom vorigen Jahr; die Forderungen zum Tierschutz gehen jetzt an diejenigen über, die für eine Mitwirkung an der künftigen Bundesregierung den Hut in den Ring werfen.

Im August 2017 haben Tierschutzorganisationen aus ganz Europa der EU-Kommission in Brüssel eine Million Unterschriften gegen die gängige Praxis der Tiertransporte übergeben. Copyright: ZDF/Manfred Karremann,

 

Alle bisher im Bundestag vertretenen Parteien hatten bisher zum Thema Tierschutz außer Lippenbekenntnissen und Programmeinträgen kaum etwas bis nichts zu bieten.

Ich erneuere hier meine frühere Aussage, einer eventuellen GroKo grundsätzlich nicht zuzustimmen; es sei denn, mein persönliches und erkennbares Anliegen bezüglich Tierschutz wird in allen Belangen konkret und unverschlüsselt Bestandteil eventueller Koalitionsverhandlungen. Dazu muss gehören, dass Verstöße gegen das Tierschutzgesetz nicht mehr wie bisher als Ordnungswidrigkeiten bewertet, sondern aufs schärfste geahndet und bestraft werden. Das gilt auch für die Quäler und ihre Beteiligten unmittelbar am Tier.

STOP THE TRUCKS – Der Ruf der Tierschutzorganisationen aus ganz Europa darf nicht verhallen. Wir alle sollten dahinter stehen und die Akteure unterstützen. Die EU-Kommission in Brüssel sollte die eine Million Unterschriften als Auftrag erkennen, Tiertransporte, zumindest außerhalb der EU, endgültig zu verbieten. Copyright: ZDF/Manfred Karremann

 

Die EU hat bereits mit verbesserten Vorschriften zum Tierschutz auf die Sendung des ZDF reagiert. Doch dies ist leider offenbar kein Schutz der Tiere vor den Menschen.

Geheimsache Tiertransporte – Wenn Gesetze nicht schützen

Es ehrt das ZDF als öffentlich-rechtliche Anstalt, dass man dort solchen Bildern, die das Gegenteil von Unterhaltung sind, Raum bietet. Denn natürlich ist man sich dabei bewusst, dass viele Menschen sich einen solchen Film nicht am späten Abend zumuten möchten.

Es ist schwere Kost, die dargestellt wird. Wie soll sich aber etwas ändern, wenn diese Tatsachen uns vorenthalten werden. Nicht sehen, nicht hören bedeutet nicht wissen.

Der aufwühlende Film ist in der Tat keine Unterhaltung. Diesen meinen Beitrag möchte ich als Schärfung unserer humanen Gesinnung verstanden wissen. Vielleicht führt Empörung dazu, Interessenverbänden ein klare Zeichen für ernstgemeinten Tierschutz zu setzen bzw. der Politik in Sachen Tierschutz Beine zu machen.

Die Sendung  im Internet
Der Film ist verfügbar bis 21.11.2020

Hier der abschließende Kommentar des Dokumentarfilmers:

“Gesetze sollen Tiere bis ans Ziel schützen. Doch das funktioniert allenfalls bei teuren Zuchttieren. Was die sogenannten „Schlacht“-Tiere betrifft, darf man letztlich auch die Grundfrage nicht vergessen: Ist es überhaupt notwendig und ethisch vertretbar, Tiere aus Europa und bis aus Südamerika zu transportieren, nur um sie am Ziel zu schlachten? Oft auf eine Art, deren Grausamkeit jede Vorstellung sprengt?
Das sagen die Zuschauerquoten, und das beweist auch das Internet: Die letzte Sendung „Unser täglich Tier“ hat im Internet alle Rekorde gebrochen. Das zeigt ein erfreulich großes Interesse am Schicksal unserer Mitgeschöpfe. Quotenhits sind kritische Filme über Tierschutz in Zeiten des Internet nicht – aber genau hier erfüllt das öffentlich-rechtliche Fernsehen seine Aufgabe, einen Sendeplatz als Initialzündung auch für Diskussionen in Facebook & Co. zu bieten.

Ich bedanke mich bei allen Menschen, die sich mit dem oft unerfreulichen Thema Tierschutz auseinandersetzen. Nur dadurch, dass wir die Tiere eben nicht alleine lassen, wird am Ende alles besser.”

Zum Beitragsbild in der Artikelvorschau:
“Rind auf einem Transport.”
Copyright: ZDF/Manfred Karremann,

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2 Antworten zu Nicht weil gerade Weihnachten vor der Tür steht!

  1. Egon Sommer sagt:

    Lieber Alfons,
    “unter die Haut gehend, erlitten,” so kann man es annähernd treffend ausdrücken. Die Bildunterschrift (2. Foto) im Beitrag “Wie seit Jahrzehnten, werden auch 2017 noch immer verletzte Rinder mit einem Kran aus dem Schiffsbauch gezogen und an einem Vorderbein aufgehängt auf Lastwagen verladen”, beschreibt das entsetzliche und fortdauernde Geschehen, das doch ein Ende nehmen möge. Ich möchte es hier klar bestimmen, dass all dies, was die Dokumentation aufzeigt, nichts oder nur wenig damit zu tun hat, ob Menschen Fleisch essen oder vegetarisch leben wollen. Wenn schon auf dieser Erde der humane Umgang mit den Tieren nicht sichergestellt wird, müssten unsere verantwortlichen Politiker ohne Wenn und Aber die Grundlagen dafür schaffen, dass Fleischproduktion (ein schlimmes Wort) wenn überhaupt, nur noch für den Bedarf im Inland zulässig sein sollte und von verantwortungsvoller Landwirtschaft betrieben werden. Wenn ich jetzt weiter denke, kommt mir die Geschichte vom Kamel und dem Nadelöhr in den Sinn. Für Profit drücken gewisse industrielle Kreise auch das Kamel durchs Nadelöhr.
    Tierschutz tut in gleichem Maße not, wie es Menschen in Not zu helfen gilt. Man darf sich angesichts des höllischen Geschehens, hier gegenüber den Tieren, nicht wundern, wenn sich Menschen in ihrer Hilfslosigkeit für die Sache radikalisieren. Auch hierfür schiebe ich die Verantwortung Richtung Politik.

    Gruß
    Egon

  2. Alfons Maximini sagt:

    Hallo Egon,

    die ZDF-Sendung am 21.11.2017, 37°, Tiertransporte von Litauen bis Frankreich, von Münster bis Usbekistan und Libanon habe ich hautnah, d.h. unter die Haut gehend, erlitten. Ohne vorgeschriebene Pausen, nach 9 Stunden im LKW-Transporter, elend verendete Tiere, Rinder, Schafe, Kälber. Entsetzliche Endladesituationen im Hafen von Beirut und weiteren Auslandsstationen. Und das trotz der Europäischen Tierschutzgesetze, die einen Tierschutz in Europa bis zum Zielort (außereuropäisch) garantieren sollen. Rinder denen die Augen ausgestochen werden, denen die Sehnen vor der „islamischen Halal-Schlachtung“ gekappt werden, Unglaublich was die Tierschützer von ANIMALS INTERNATIONAL, ANIMALS WELFARE FOUNDATION (AWF) und EYES ON ANIMALS aufgezeichnet haben. Und die EU guckt zu. Mit Wissen unserer Politiker, der gesamten EU-Ratsherrschaft, der Kommission mit ihrem senilen Chefkommissar Juncker, werden täglich Lebewesen bis zu 3.000 km auf eine Todesfahrt in ihre Zielländer gekarrt, ohne dass die minimalsten moralischsten Gesetzmäßigkeiten zu achten wären. Und das täglich vor unseren Augen und mit Wissen vieler. Aber solche Sendungen werden ja kalkuliert in späte Abendsendungen gelegt, damit der abgestumpfte Zuschauer am Fernseher davon möglichst nichts mitbekommt und weiterhin genüsslich mit Stubbi und Chips den Bluthochdruck nach oben treibt. Gut – ich schränke ein, dass diese noch als harmlos bezeichneten Bilder von den Tierschützern, nichts für Kinderaugen sind. Aber vielleicht sollten wir unseren Kindern die Wahrheit nicht vorenthalten. Für mich war es schon verdammt schwer diesen grässlichen Aufnahmen Stand zu halten.

    Alfons Maximini

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