Große Koalition – eine Frage der Vernunft ?
Zwei Fragezeichen in zwei Überschriften? Es bleiben noch viele Fragen!
Eine Entscheidung der Vernunft
Ein Beitrag von Christian Bock
Gerhard Schröder hoffte vor dem SPD Mitgliederentscheid zur GroKo auf die kollektive Vernunft der SPD.
Rudolf Scharping war, was die Vernunft der Genossen angeht, ein Optimist.
Angela Merkel meinte, dass jetzt die Zeit für mehr Vernunft (statt für “mehr Gerechtigkeit”?) wäre.
CDU Mann Strobl (ja, der Schwiegersohn der schwarzen Null) meint, dass die Zustimmung der SPD ein Akt der Vernunft war.
Und auch in diesem Forum hat schon ein Genosse dafür plädiert, dass wieder die Vernunft zum Tragen kommen muss.
Wenn also die Entscheidung der Mehrheit der SPD-Mitglieder eine Vernunftsentscheidung war, dann ist es also …
- vernünftig, das Rentenniveau und -system so zu belassen wie es jetzt ist, obwohl man weiß, dass damit in nicht allzu ferner Zukunft massenhaft Altersarmut produziert wird,
- vernünftig, den Kindern aus Hartz IV Familien das Kindergeld sowie die Erhöhung des Kindergeldes vorzuenthalten,
- vernünftig, den Militärhaushalt quasi zu verdoppeln, und die Bundeswehr an die russische Grenze und in den Irak zu senden und weiter das Kontingent in Afghanistan um über 300 Soldaten aufzustocken,
- vernünftig, den Klimawandel, der neben wirtschaftlichen Interessen für viele Kriege und Migrationsbewegungen verantwortlich ist, nicht mehr ernsthaft aufzuhalten,
- vernünftig, „großzügiger weise“ jedem Pflegeheim eine halbe Pflegekraft mehr zuzugestehen,
- vernünftig, die Infrastruktur, unsere Schulen, staatliche/kommunale Krankenhäuser, die Kultur, vor die Hunde gehen zu lassen, nur damit die schwarze Null stehen bleibt (oder ist das etwa Absicht, damit wir mit der Grundgesetzänderung der letzten GroKo von 2017 noch viel mehr Dinge privatisieren können? Mit dem Argument, dass das den Staat ja nix kostet …)
- vernünftig, die Ungleichheit im Land und in der Welt weiter zu fördern, statt durch faire Besteuerung von Vermögen und Konzernen dem Staat wieder die Einnahmen zukommen zu lassen, die er braucht, um viele der oben genannten Probleme zu lösen.
Wenn das alles also vernünftig ist, dann muss ich gestehen, ich war wohl sehr unvernünftig, als ich mich zum “Nein” zur GroKo hinreißen ließ …
Noch ein Wort an die, die sich bei ihrem „Ja“ zur GroKo nicht von der Vernunft leiten ließen, sondern von der Angst, dass die AfD bei Neuwahlen noch stärker werden würde: ich hoffe wirklich, dass eure Entscheidung am Ende wenigstens dafür gut gewesen ist. Ich befürchte jedoch das Gegenteil. Trotzdem wünsche ich uns allen, dass ich Unrecht haben werde.
ich hoffe doch, dass Du dich nicht hinreißen ließest mit NEIN zur GroKo zu stimmen, sondern aus Überzeugung mit NEIN gestimmt hast.