NATO-Nuklearabschreckung gegen Russland
Siehe auch: Update vom 22.10.2021 am Ende dieses Artikels
Eine meiner persönlichen Charaktereigenschaften besteht darin, mich über Dinge aufzuregen, die man nicht oder zumindest weniger ernst nehmen sollte.
Heute Morgen gab es wiedermal einen solchen Anlass, mich überaus heftig zu echauffieren. Mein Radiowecker schaltet um 7 Uhr ein und beginnt mit Nachrichten, Presseschau und Interviews.
Der Deutschlandfunk (DLF), oft auch als Deutschlandradio bezeichnet, ist für seine Pünktlichkeit im Programmablauf bekannt. Somit begann um 07.18 Uhr im Rahmen der»Informationen am Morgen« das Interviews der DLF-Sprecherin Silvia Engels mit der (Noch-)Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU).
„Russland ist eine große Herausforderung geworden“
“Russland teste mit vielen kleinen Maßnahmen, wie weit es gehen kann, sagte Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) im Dlf. Die NATO müsse hier aufrüsten und für mehr Abschreckung sorgen, beispielsweise im Luftraum über den baltischen Staaten, den Moskau regelmäßig verletze.”
heißt es im Rubrum des Wortbeitrages
Die weniger aufregenden Gesprächsanteile der Kriegsministerin AKK ließen meinen morgentlichen Ruhepuls noch da, wo er sein soll, im Ruhebereich. Das änderte sich sekundenschnell nach der Feststellung und Frage von Silvia Engels, die der Ministerin den Giftball zuspielte:
“Die Agentur Reuters berichtet heute Früh, dass die NATO über regionale Abschreckungsszenarien für die baltische und auch die Schwarzmeer-Region nachdenke, auch möglicherweise im Luftraum mit Nuklearwaffen. Ist das der Weg der NATO?”
Weiter lesen und hören unter den folgenden Links:
Der gesamten Wortlauf des DLF-Interviews steht auch bereits in schriftlicher Form zur Verfügung.
Die Audio-Version kann hier abgerufen und gehört werden.
Was mich im Gesprächszusammenhang zum Thema “Abschreckungsszenario” kaum berührt hätte, weil es den üblichen Politikersprech wieder gab, änderte sich, als das Wort “Nuklearwaffen” fiel.
Die Anwort von AKK war dann der Grund, von Nachtruhe sofort auf Hellwach umzuschalten. Allein die Begrifflichkeit “Nuklearwaffen” genügt, um das kalte Schaudern zu empfinden. Selbst wenn sie es nur bestätigt hat, darf es für eine deutsche Politikerin nicht einmal gedacht werden.
Ein Update:
Das Update folgt als Ergänzung meines bescheidenen Blogartikels von gestern. Die von den NachDenkSeiten (NDS) weitaus anspruchsvollere Auflösung der agressiven NATO-Politik greift den Gesamtkomplex des spannungsgeladenen West-Ost Verhältnisses auf.
Heute, 22.10.2021 um 8.51 Uhr, also einen Tag nach meiner Verarbeitung des DLF-Interviews mit AKK in diesem Blog, haben die NachDenkSeiten das Interview des Deutschlandradio mit der Bundesverteidigungsministerin aufgearbeitet. Der von Albrecht Müller bearbeitete NDS-Beitrag “Die Verteidigungsministerin empfiehlt, Russland den Einsatz militärischer Mittel anzudrohen” wird von Müller im Einleitungstext abgeschlossen mit: “Es enthält viel Schlimmes”.
Interessant sind vor allem Müllers Anmerkungen in 9 Punkten und die nachfolgenden Hinweise, die gleichzeitig eine Analyse der agressiven NATO-Strategie darstellen.
Aber eins sollte man im Blick behalten: Sollte die bereits verlängerte Amtszeit des NATO-Generalsekretärs Jens Stoltenberg tatsächlich 2022 enden, könnte ja eine nuklear unempfindliche, schneidige und demnächst abtretende deutsche Verteidigungsministerin die “Lücke” füllen.
Es bleibt nun abzuwarten, inwieweit sich deutsche Außenpolitik in Bezug auf das Verhältnis zu Russland zum Positiven wandelt. Es soll zur Feuerprobe eines friedfertigen Deutschlands und Europas werden. Die Sozialdemokraten stehen in der Durchsetzungspflicht!
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Mein Gott – Leute, warum nehmt ihr denn die Äußerungen der Noch-Verteidigungsministerin Karrenbauer ernst. Ihr schreibt dieser Frau aus dem beschaulichen Saarbrücken zu viel Ehre zu. Sie plappert doch nur nach, was die militärischen Strategen und Falken ihr ins Ohr geflüstert haben. Kein verantwortlicher Politiker oder gar Militär hat diese Ministerin je ernst genommen. Selbst die Kanzlerin, vermute ich, hat den unüberlegten, ja naiven Redebeiträgen (weibliche Intuition?) nicht sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt. In den nächsten Wochen und Monaten kann man AKK wieder samstags auf dem St. Johanner Markt einkaufen sehen. Gut so.
Die Einschätzung unseres Putin-Verstehers Egon Sommer kann ich nicht mittragen. Aber das weiß Egon.
Wir können nur auf die neue Regierung hoffen, diesen verantwortungsvollen Minister:innen-Posten mit einer intelligenten, konsensorientierten und friedensstiftenden Person zu besetzen.
Ich hoffe nur, dass die neue Bundesregierung den Scherbenhaufen in den Beziehungen
mit Russland zusammen kehrt und wieder freunschafliche Beziehungen anstrebt.
Es wird höchste Zeit, dass AKK sich wieder ins Saarland begibt; sie sollte sich aber vorher
die Rede von Vladimir Putin 2001 im Bundestag anhören.
In der Hoffnung auf bessere Beziehungen zu dem russischen Volk,
Fred Kasel