Demokratie missverstanden

Ein Leserbrief erregt falsches Demokratieverständnis

Ein Blogbeitrag in eigener Sache
Ob privat oder öffentlich – die eigene Meinung publik zu machen findet nicht immer die Zustimmung der Zeitgenossen. Ob dies in der Tagespresse oder in meinen Bloggerbeiträgen gilt, darf hinterfragt werden.

Der Trierische Volksfreund veröffentlicht Leserzuschriften und Lesermeinungen, sofern sie sich auf Beiträge und Artikel der Zeitung beziehen und den gesetzten Anstandsregeln nicht entgegenstehen. Sie beleben einerseits das öffentlich beschriebene politische Geschehen und bieten den Lesern die Möglichkeit der Differenzierung und Kritik. Wer die Beiträge zum Thema Venezuela in meinem Blog eventuell verfolgt hat, der kann auch die Veröffentlichung meines persönlichen Meinungsbildes im TV nachvollziehen, sofern er es als notwendig ansieht.

So las sich meine Lesermeinung im TV vom 8. März 2019:

Bedauernswerte Fehlleistung
Zum Artikel „Berlin hält an Unterstützung für Guaidò fest“ und zum Kommentar „Berlins riskantes Spiel in Caracas“ schreibt Egon Sommer:

Das „Maas“ ist voll!„ Die Qualität der Berliner Politik leidet unter Gedankenlosigkeit, mangelnder Weitsicht, Interessenabhängigkeit und unter dem Mangel an kritischer Begleitung durch die Hauptmedien.“ Diesen treffenden Satz habe ich in einer anderen seriösen Publikation gelesen und beziehe ihn aktuell auf die deutsche Außenpolitik. Der Autor des Kommentars zu dem TV-Artikel, Ulrich Brenner, schreibt von Berlins riskantem Spiel in Caracas und stellt fest, dass nach Berliner Lesart Nikolás Maduro nicht mehr Präsident Venezuelas ist, sondern der selbsternannte(!) Juan Guaidó.
Hätte der eher unerfahrene Bundesaußenminister Heiko Maas zuerst den Rat des Wissenschaftlichen Dienstes (WD) des Deutschen Bundestages erfragt, dann wäre ihm sein peinliches Unverständnis über die Ausweisung des Botschafters erspart geblieben. Der WD schreibt nämlich zu „Rechtsfragen zur Anerkennung des Interimspräsidenten in Venezuela“ abschließend: „Dies erscheint unter dem Gesichtspunkt des Grundsatzes der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten eines anderen Staates“ völkerrechtlich ebenso fragwürdig wie die (vorzeitige) Anerkennung eines Oppositionspolitikers als Interimspräsidenten, der sich im Machtgefüge eines Staates noch nicht effektiv durchgesetzt hat.“
Das trifft die Bundesregierung; in erster Linie aber den Außenminister in den Gesichtspunkten Gedankenlosigkeit, mangelnde Weitsicht und insbesondere Interessenabhängigkeit.
Dass er darüber hinaus auch noch den Botschafter angestiftet haben soll, den selbsternannten und vermeintlichen neuen Präsidenten vor der Festnahme durch die Madura-Exekutive zu beschützen, ist eine weitere bedauernswerte Fehlleistung.
Egon Sommer, Tawern

Ein Genosse und Leser des TV hat nun in harscher Art und Weise Kritik an meiner öffentlichen Meinungsäußerung geübt und mich mit folgenden Worten kritisiert:

Hallo Egon,
ich bin etwas erschüttert über Deinen Leserbrief. Ich habe bisher eine hohe Meinung von Dir gehabt aber nach dem Leserbrief kommen mir doch Zweifel, ob d.M. heute noch gerechtfertigt ist. Gott sei Dank ist bes heute möglich seine Meinung öffentlich darzulegen aber Dein Leserbrief ist nach m.M. aber eines Demokraten unwürdig. Insofern kann ich nur vermuten, dass die Nachdenkseiten dich zu diesem kruden LB angestiftet haben.
Im übrigen teile ich nicht Deine Meinung über die Politik von Maas in Bezug auf Venezuela. Deine so beklagte Regierung Manduro besteht nach m.M. aus korrupten Verbrechern die eine Diktatur errichtet und sich die Macht erschlichen haben und das Volk ruinieren.
Da sollte man wirklich nicht tatenlos zusehen.
Die Rolle der USA  steht dabei nicht zur Debatte. Deine Meinung zum Handeln der Bundesregierung und insbesondere zu Maas empfinde ich als beleidigend. Insofern  ist es ein Glück, dass in Tawern und sonst wo so richtige “Schlaule” die Welt beobachten und beurteilen. Ich werde Deinen Leserbrief gerne beim nächsten Monatstreff zu Debatte stellen und Dir das Ergebnis gerne mitteilen, wenn es dich interessiert.
Mit freund. Grüße
N.N.

Dass ich auf einem derartigen Anwurf, auch angesichts der Person des Kritikers, antworte, versteht sich von selbst. Bei dem besagten “Monatstreff” handelt es sich zudem um eine politisch geprägte Zusammenkunft mehrerer Teilnehmer, denen ich mittels dieser Klarstellung entgegen kommen möchte.
Meine Reaktion auf den kritischen Mitgenossen:

Lieber N.N.,
ich bin überrascht ob Deiner harschen Kritik an mir und dem von mir verfassten Leserbrief im TV vom letzten Mittwoch. Du hast mir geschrieben: „Gott sei Dank ist bis heute möglich seine Meinung öffentlich darzulegen aber Dein Leserbrief ist nach m.M. aber eines Demokraten unwürdig.“
Wie Du es richtig festgestellt hast: Alles ist Meinung! Aber alles Weitere ist Standpunkt. Tatsache ist aber, dass bis auf Deine Reaktion bisher ausschließlich positive Rückmeldungen zu dem Leserbrief an mich heran getragen worden sind.
Zu Venezuela schreibst Du: „Da sollte man wirklich nicht tatenlos zusehen.“
Nur zu! Irak, Libyen, Syrien, Afghanistan und viele andere Länder dieser Erde lassen grüßen. Sie alle sind ja nun leuchtende Vorbilder für das angebliche Streben nach Demokratie, wie es die Amerikaner und der demokratische Westen praktizieren.
Ich will nicht weiter auf Deine Meinung über mich eingehen, biete Dir aber an, meine beiden Blogartikel aufmerksam zu lesen, die meine Standpunkte darstellen und auch durch Beiträge der NachDenkSeiten getragen werden. Bei Albrecht Müller und seinem Redaktionsteam ist so viel geballte politische Kompetenz vorhanden, wie wir beide sie nicht gemeinsam besitzen. Ich nutze aber auch andere seriöse Quellen, wie Du meinem Leserbrief entnehmen konntest.
Und wieder bleibt die Wahrheit auf der Strecke! http://www.von-links-gedacht.de/index.php/und-wieder-bleibt-die-wahrheit-auf-der-strecke/

Brandaktuell und brandgefährlich: Venezuela: http://www.von-links-gedacht.de/index.php/brandaktuell-und-brandgefaehrlich-venezuela/

Selbstverständlich kannst Du den besagten Leserbrief beim Monatstreff zur Debatte stellen; auch das Ergebnis wäre auf Grundlage Deines Meinungsbildes über mich und das politische Geschehen um Venezuela ein interessanter Aspekt, ganz gleich wie er ausfällt.
Mit reserviert freundlichen Grüßen
Egon Sommer

Warum nun dieser Blogbeitrag? Ich hätte alles unter den Tisch fallen lassen oder unter den Teppich kehren können. Das ist aber nicht Sinn politischer Publikation.  Als Blogger suche ich Aufmerksamkeiten zu lenken und somit Diskussionen anzufachen. Lieber wäre es mir, wenn differenzierte Meinungsbilder als Kommentare unter den einzelnen Blogbeiträgen geschrieben wären.

Zum Schluss noch ein Muster aus den anonymen Zuschriften, die mich nach Veröffentlichungen von Leserbriefen seit 20 Jahren per Brief erreichen. Ich freue mich schon auf den nächsten.

 

 

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Eine Antwort zu Demokratie missverstanden

  1. Peter Trauden sagt:

    Tja, damit müssen, werden und können wir leben, sogar mit Unterschrift…..

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