Gewerkschaftsforum zitiert und analysiert Berthold Brecht
gewerkschaftsforum.de ist eine Quelle kluger Feststellungen, Ratschläge und kleiner und großer Fingerzeige; deshalb habe ich den Newsletter abbonniert und zehre daraus. Die Fülle an klugen Beiträgen macht es oft schwer, den Zugang zu den wirkungsmächtigsten heraus zu filtern.
Dieser Blogartikel war in ähnlicher Form bereits Thema am 20.Februar 2022 (siehe unten). Es zeigt sich allzu deutlich, welchen Wert die Wahrheit angesichts des Ukrainekrieges sowohl im Osten wie auch im Westen besitzt. Es gilt unverrückbar Kurt Tucholskis Weisheit wie in diesem Blogartikel vom 15.03.2022.
Berthold Brecht gilt aufgrund seiner weltweiten Popularität als deutscher Dramatiker, Librettist und Lyriker des 20. Jahrhunderts als weltweit bekannt.
Selektiert auf das Thema „Fünf Schwierigkeiten beim Schreiben der Wahrheit“ hat gewerkschaftsforum.de die fünf Schwierigkeiten zur Herstellung der Wahrheit in fünf Thesen überschrieben:
1. Der Mut, die Wahrheit zu schreiben
2. Die Klugheit, die Wahrheit zu erkennen
3. Die Kunst, die Wahrheit handhabbar zu machen als eine Waffe
4. Das Urteil, jene auszuwählen, in deren Händen die Wahrheit wirksam wird
5. Die List, die Wahrheit unter vielen zu verbreiten.
Brecht belässt es nicht nur bei den fünf Schlagzeilen; er beschreibt auch umfassend, was er meint. Ganz persönlich eröffnet er die Erklärungen seiner Thesen mit folgendem Einstiegstext:
„Wer heute die Lüge und Unwissenheit bekämpfen und die Wahrheit schreiben will, hat zumindest fünf Schwierigkeiten zu überwinden. Er muss den Mut haben, die Wahrheit zu schreiben, obwohl sie allenthalben unterdrückt wird; die Klugheit, sie zu erkennen, obwohl sie allenthalben verhüllt wird; die Kunst, sie handhabbar zu machen als eine Waffe; das Urteil, jene auszuwählen, in deren Händen sie wirksam wird; die List sie unter diesen zu verbreiten. Diese Schwierigkeiten sind groß für die unter dem Faschismus Schreibenden, sie bestehen aber auch für die, welche verjagt wurden oder geflohen sind, ja sogar für solche, die in den Ländern der bürgerlichen Freiheit schreiben.“
Dieser Rundumschlag, wenn man es so nennen darf, beschreibt gerade in der heutigen multiplen Medienwelt die Vielfalt dessen, was man als Wahrheit gelten lassen will. In Kurzform hat Brecht es unter einem Plakat zusammengefasst (Bild links vom Text).
Wer sich bemüht, die Nachrichtenflut, die derzeit über uns ausgegossen wird, als Dichtung oder Wahrheit zu erkennen, gehört zu den Zeitgenossen, die nicht nur vernehmen, was sie vernehmen wollen. Die Wahrheit liegt meist am anderen Ende der Erzählung.
Hans-Jürgen Nagel in Ossietzky 2/2023
Trau, schau, wem!
Der Wahrheit so nah, aber fern dessen, was uns die Lei(d)t-Medien in Print- und TV-Foren als „die Wahrheit“ verkaufen wollen. Man darf, was Wahrheit bedeutet, dem Ossietzky-Artikel von Hans-Jürgen Nagel entnehmen, so man denn gewillt ist, zu lesen und „die Wahrheit“ wirklich zu erkennen. Es wird endlos lange dauern sie zu erfahren; vielleicht nie oder erst in Jahrzehnten.
Hier der Text, auch zum herunterladen:
Eine besondere Anmerkung zum hier geschriebenen Blogbeitrag von heute sei mir an dieser Stelle erlaubt, weil sich an meiner vergangenen Auseinandersetzung mit dem Thema nichts verändert hat. Beim Zurückblättern aufgrund momentaner eigener Erinnerung stieß ich auf meinen am 20. Februar 2022 verfassten Artikel, überschrieben mit „Bertold Brecht und der Umgang mit der Wahrheit“. Inhaltlich fast übereinstimmend, hat sich heute das nach wie vor herrschende Prinzip der medialen Volksverdummung und Kriegstreiberei eher verstärkt. Deshalb lasse ich alles so stehen, auch wenn es wie eine Wiederholung wirkt.