Hat der 3. Weltkrieg zwischen den USA und Russland/China bereits begonnen?

Französischer Historiker Emmanuel Todd beschreibt den destruktiven Einfluss der USA auf die Welt

Wer sich gelegentlich – besser regelmäßig – bei den NachDenkSeiten (NDS) einloggt, erfährt mehr, als es die offiziellen und einflussgesteuerten Medien publizieren dürfen. Nicht ohne Hintergedanken habe ich auf der Eingangsseite meines Blogs “von-links-gedacht” auf die NachDenkSeiten – die kritische Website”, mit dem Zusatz: Heute schon kritisch nachgedacht? hingewiesen. Wer hier hinklickt, gelangt zu den tagesaktuellen echten Nachrichten, die in den deutschen Haupt-Medien nicht vorkommen. Im Grunde könnte ich mir das Verlinken von einzelnen NDS-Artikeln ersparen; müsste aber dann auf Beiträge speziell meiner Wahl verzichten.

Emmanuel Todd – französischer Anthropologe, Demograph und Historiker. Zum besseren Verständnis seiner Gedanken zur Weltsituation sollte man auf die Personenbeschreibung nicht verzichten. Foto: Wikipedia

Den gestrigen (18.01.2023 um 10:30 Uhr) Ersteintrag bei den NDS habe ich abgewandelt in die Frageform gesetzt, weil wir in Deutschland und im EU-Europa uns zunächst nur mittelbar einbezogen fühlen dürfen. Aber angsichts des wahnwitzigen NATO-Säbelrasselns und der EU-europäischen Hingabe an US-Abhängigkeiten und Forderungen aus der Ukraine und osteuropäischen EU- und NATO-Ländern, ist die unmittelbare Gefahr eines 3. Weltkrieges gegeben. Scheinbar zögern nun aber aktuell die USA, mit vordergründigen Argumenten ihre schweren Kampfpanzer nicht zur Verfügung stellen zu wollen. Ist das der Anfang, zur Vernunft zurückzufinden?

Der historisch-wissenschaftliche Artikel der NachDenkSeiten, wird kritisch eröffnet durch den Hinweis auf den französischen Historiker Emmanuel Todd, der seit vielen Jahren zu den profundesten kritischen Stimmen Europas gehört, die den destruktiven Einfluss der USA auf die Welt kritisieren. Todd hat Le Figaro, der ältesten und angesehendsten französischen Tageszeitung, ein hochinteressantes Interview gegeben, das der Journalist und Analytiker Ben Norton aufgegriffen und der NDS-Redakteur Marco Wenzel ins Deutsche übertragen hat.

Weit ab von den sensationsheischenden Erzählungen unserer Hauptmedien über den russisch- ukrainischen Krieg, schildert Emmanuel Todd gegenüber Le Figaro die Gedankenwelten einer bedrohlichen Zukunft. Er verirrt sich dabei nicht in der opportunistischen Weltbetrachtung und der Scheinmehrheit westlicher Couleur.
Während die deutschen Hauptmedien, vermutlich auch die anderer EU-Länder, in ihren Schlagzeilen erkennen lassen, dass der Stoff ihrer Sensationsmeldungen die Eskalation des Krieges ist, finden sachliche Stimmen, wie die des französischen Historikers und Anthropologen zurück zur sachlichen Bewertung der katastrophalen westlichen Politik.

In seiner anspruchsvollen Argumentation greift Todd auch auf die seiner Ansicht realistischen Gedanken des US-amerikanischen Politikwissenschaftlers John Mearsheimer zurück, der die amerikanische Außenpolitik zur Ukraine als hawkistische (“falkenartige”) Außenpolitik kritisiert.

“Mearsheimer sagte uns, dass die Ukraine, deren Armee seit mindestens 2014 von NATO-Soldaten (Amerikanern, Briten und Polen) übernommen wurde, daher de facto Mitglied der NATO sei, und dass die Russen angekündigt hätten, dass sie eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine niemals dulden würden“, so Todd. Für Russland sei dies ein Krieg, der „aus ihrer Sicht defensiv und präventiv ist“, räumte er ein.
„Mearsheimer fügte hinzu, dass wir keinen Grund hätten, uns über die eventuellen Schwierigkeiten der Russen zu freuen, denn da dies für sie eine existenzielle Frage sei, würden sie umso härter zuschlagen, je härter es sei. Diese Analyse scheint zuzutreffen,“ so Todd weiter.
“Todd zufolge ist der Stellvertreterkrieg in der Ukraine nicht nur für Russland, sondern auch für die Vereinigten Staaten „existenziell“. Das „imperiale System“ der USA werde in weiten Teilen der Welt geschwächt, was Washington dazu verleite, „seinen Einfluss auf seine ursprünglichen Protektorate zu stärken“: Europa und Japan. Dies bedeute, dass „Deutschland und Frankreich zu unbedeutenden Partnern in der NATO geworden sind“, so Todd, und die NATO sei in Wirklichkeit ein >Washington-London-Warschau-Kiew<-Block.

Hier der komplette NDS-Titel:

Emmanuel Todd: „Der 3. Weltkrieg zwischen den USA und Russland/China hat bereits begonnen“.

Ein realistischer Artikel zum Nachdenken.

Aus anderer Blickrichtung – z.B. Afrika
Einen Blick über den US-, EU- und Deutschland-Tellerrand bietet das englischsprachige Online-Magazin des Quincy Institute for Responsible (Quincy-Institut für Verantwortungsbewusste). Es veröffentlicht Beiträge von externen Autoren und Reportern sowie Analysen, Meinungen und Nachrichten von Mitarbeitern, um eine positive, unparteiische Vision der US-Außenpolitik zu fördern und die Ideologien und Interessen zu kritisieren, die die Vereinigten Staaten in kontraproduktive und endlose Kriege verwickelt und die Welt unsicherer gemacht haben.

Lesen Sie hier “Der Krieg in der Ukraine aus afrikanischer Sicht” von William Minter in deutscher Sprache.
Ein Auszug aus diesem Aufsatz sagt eigentlich alles:
“Aber die Afrikaner wissen auch aus Erfahrung, dass die große Mehrheit der in Kriege ver-
wickelten Menschen Frieden will und die Freiheit, ihr Leben weiterzuleben. Friedensstiftung
ist, gelinde gesagt, keine exakte Wissenschaft.

Die Realität ist jedoch, dass dies nur durch Deeskalation und Dialog geschehen kann und nicht dadurch, dass Außenstehende die Flammen anheizen, indem sie Waffen liefern und die Kämpfenden auffordern, so lange zu kämpfen, bis einer gewinnt.

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