In Kasachstan steht der ukrainische Maidan Pate für die aufgeflammten Unruhen
Als „Bunte Revolution im bisher stabilen Kasachstan“ ist heute aktuell ein Bericht bei den NachDenkSeiten (NDS) erschienen; es ist der Gastbeitrag des freien Korrespondent für deutschsprachige Medien in Moskau, Ulrich Heyden.
Heyden kennt Kasachstan und zieht aus seinen Erfahrungen den wahrscheinlich richtigen Schluss, dass es wiederum Fremdeinwirkungen sind, die ein bisher „stabiles Kasachstan“ in einen neuen Unruheherd an der Grenze zu Russland anheizen.
Man muss nicht unbedingt ein politischer Stratege sein, um den Zusammenhang zu erkennen, den ein weiterer Unruheherd an der Grenze zu Russland bewirken kann.
Dass die seit 2. Januar 2022 aufgeflammten Unruhen allein wegen einer „Verdoppelung“ des Gaspreises an den Tankstellen für Autogas entstanden sein sollen ist angesichts des Preises für einen Liter Flüsiggas von 60 Tenge auf 120 Tenge (von 12 Cent auf 24 Cent) eher unwahrscheinlich.
Selbsterkenntnis als Rücknahme der Preiserhöhung?
Der Leiter des russischen Duma-Komitees für Fragen der Gemeinschaft unabhängiger Staaten, Leonid Kalaschnikow, bezeichnete die von der kasachischen Regierung verfügte Preiserhöhung als „Fehler der Regierung“. Die Bevölkerung von Kasachstan leide bereits an erhöhter Inflation. Wer die Proteste in Kasachstan finanziere, wisse nur der kasachische Geheimdienst. Aber bei den meisten Revolutionen der letzten Jahrzehnte hätten sich „immer London und New York eingemischt.“
Die unmittelbare Rücknahme der Preiserhöhung durch die kasachstanische Regierung hätte eigentlich die Ruhe im Land wieder herstellen müssen. Der vorletzte Absatz in Ulrich Heydens Beitrag vermutet wohl richtig:
Die Moskauer Nesawisimaja Gaseta schrieb, „die Tatsache, dass sich der Protest innerhalb von zwei Tagen auf das ganze Land ausdehnte, legt den Gedanken nahe, dass es ein Organisations-Zentrum gibt.“
Hier gehts zum umfassenden Gastbeitrag von Ulrich Heyden bei den NachDenkSeiten
und als Kontrast die westliche Berichterstattung durch das „Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND)
und die ARD Tagesschau von heute 13.46 Uhr berichtet vom „Aufstand“ in Kasachstan, der fast spiegelgleich an den 11. Dezember 2013 erinnert, als der Sturm auf den Maidan in Kiew begann.
So beginnt also 2022, wie ich es im vorausgegangenen Blogbeitrag 2022 ein Jahr der Hoffnung? überschrieben hatte.
Wahr ist – Tokajew bezeichnete die Demonstranten allgemein als Banditen, ausländische Terroristen auf die ohne Vorwarnung gezielt geschossen werden darf.
Ich verstehe nicht wie man dieses Vorgehen noch differenzieren kann oder soll ich sagen verharmlosen kann. Wenn mittlerweile laut Tokajew von 8.000 Festgenommenen und ca. 168 Toten Demonstranten gesprochen wird, kann doch nicht ernsthaft von Terroristen gesprochen werden. Wie sollen die sich denn in dieser jahrzehntelangen Diktatur gebildet haben?
Und es gibt generell keine Ausrede für dieses martialische Vorgehen gegen das eigene Volk. Schurkenstaat eben.
Ganz aktuell höre und lese ich vom Schießbefehl des Kasachischen Präsidenten Tokajew auf die Demonstranten. Und bezeichnet die Protestierenden als Banditen und vom Ausland gesteuert. Es ist eingetreten was der Kasachische Politologe in dem Gastbeitrag von Heyde, Viktor Kowtunowski für sehr unwahrscheinlich gehalten hat. Schießbefehl auf das eigene Volk. Heyde spricht von einem vermutlichen Organisationszentrum der die Demonstrationen koordiniert und unterstützt hat und nennt vom Westen und der USA ferngesteuerte Agenten, die Handlangerdienste im Auftrage der USA wie seinerseits in der Ukraine durchführen. Haarsträubende Analyse sage ich dazu. Genau so könnte ich vermuten, dass Russenfreundliche Agenten und Kräfte diese Situation herbeigeführt haben, um dann in der Gewaltorgie den Ruf der bereitstehenden ODKB zu rechtfertigen. Ich sehe tatsächlich eine Parallele zum 6. Jan. 2021, bei Sturm auf das Kapitol in Washington. Auch hier hat der dümmste US-Präsident aller US-Zeiten, nämlich Trump, seine militanten und fanatischen Verschwörungsanhänger aufgefordert, gegen das Symbol der amerikanischen Demokratie und deren Institutionen sowie gewählten Vertreterinnen und Vertreter vorzugehen. Und was machte dieser abgewählte Präsident. Er zog sich ins Oval Office zurück und schaute genüsslich diesem verbrecherischen Treiben mit fünf Toten in der Live-Fernsehberichterstattung zu. Unglaublich aber wahr.
Die Verdoppelung des Flüssiggaspreises in Kasachstan von 12 auf 24 cent war nur der berühmte Tropfen. Das hartarbeitende Volk hat einfach die Schnauze voll von Jahrzehntelanger Diktatur, Unterdrückung, Korruption, Oligarchentum, Unfreiheit, Armut und Ausbeutung. Auch der Sturm auf die Gebäude des verhassten Geheimdienstes in Almati drückt doch den Hass auf die dauerhafte Bespitzelung der Gesellschaft aus. Ist das nicht Grund genug zum Protest? Ich erinnere an 1989 in der ehemaligen DDR, als die Demonstranten die Stasizentrale stürmten. Zu recht.
Also ich sehe tatsächlich Parallelen zu anderen Aufständen in den ehemaligen Republiken der Sowjetunion, aber nicht ferngesteuert von den USA oder anderen westlichen Regierungsinstitutionen. Belarus, Ukraine, Kasachstan, andere werden folgen: Usbekistan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Aserbaidschan und andere werden folgen. Es ist nur eine Frage der Zeit. Diese Staaten stehen unter der Knute Russlands, solange bis sich das Volk besinnt und sich erhebt oder mit Waffengewalt getötet und erledigt wird.
Lächerlich dieser Gastbeitrag von Ulrich Heyde.
Nur so viel!
Ganz aktuell lese ich, dass der deutsche Justizminister Marco Buschmann (FDP) sich in die Kritik an dem Vorgehen der Regierung Kasachstans einreiht. Auf seinem Twitter-Account veröffentlichte er am Freitagmorgen (07.01.2022) diese Aussage:
„Wer ohne Vorwarnung auf Demonstranten schießen lässt, um zu töten, hat den Kreis zivilisierter Staaten verlassen.“
Buschmann bezog sich dabei offensichtlich auf die Ankündigung des kasachischen Präsidenten Qassym-Schomart Toqajew in dessen Ansprache an die Nation heute Vormittag, in der dieser berichtete, „dass Armee und Polizei auf bewaffnete Terroristen ohne Warnung schießen werden“.
Bewaffnete Terroristen sind keine Demonstranten.
Möglicherweise liegt der undiplomatischen Äußerung des deutschen Justizministers ein Übersetzungsfehler zugrunde.
Manchmal wünscht man sich eine stabile Sowjetunion zurück.
Fred Kasel
Ja, die Welt sähe anders, ja besser aus.
Michail Gorbatschow wollte die Sowjetunion (UdSSR) im Sinne einer sozialdemokratischen Gesellschaft umbauen und erhalten.
Boris Jelzin hat das zunächst in guter Absicht vereitelt und beabsichtigte eine Demokratie nach westlichem Vorbild zu schaffen. Die GUS als Not- und Ersatz-Staatengebilde scheiterte; die begonnene Ausplünderung Russlands ließ er in hilfloser Weise über das Land ergehen.
Wladimir Putin, 1999 von Jelzin ernannt und 2000 erstmals zum Präsidenten Russlands gewählt, versucht seither die Trümmer, die nach der Auflösung der UdSSR und Jelzins Ausverkauf des Staatsvermögens übriggeblieben sind, bis heute zu beseitigen.
Dies ist die schlichteste und einfachste Betrachtung zu der früheren Sowjetunion. Wer es genauer und fundierter wissen möchte, sollte Michail Gorbatschows Buch – DAS NEUE RUSSLAND – Der Umbruch und das System Putin – lesen. Eine spannende Geschichte außerhalb der negativen Westbetrachtungen.
Ein wichtiges, ein notwendiges Buch, das neue Blickwinkel eröffnet – und das politische Vermächtnis des großen Mannes, der den Kalten Krieg beendete und die deutsche Einheit mitermöglichte.