Trierischer Volksfreund: Darum sollte man sich für Frieden einsetzen

Die Friedensaktivistin Claudia Nelgen im Interview mit TV-Redakteur Christian Kremer

Kognitivistische Lerntheorien – Lernen durch Prozesse und Zustände. Bild: wordpress.com

Ein bisher eher (für mich) unauffälliger Name beherrschte in der Osterausgabe 2023 die Seite “Hintergrund” (11) der regionalen Tageszeitung. Claudia Nelgen, lebt, wie im TV beschrieben in der Verbandsgemeinde Ruwer und ist von berufs wegen Kognitionspsychologin. Gegenstand der Kognitionspsychologie sind die auf komplexe Weise organisierten psychischen Mechanismen des menschlichen Denkens. Diese, Wikipedia entlehnte Beschreibung trifft im Interview exakt zu und ist der rote Faden des Gespächs.

Die Fragestellung zum Interview,
“Ist der Ukraine-Krieg eine Zeitenwende wie behauptet? Oder sind solche Konflikte Teil eines weltweiten Kampfes um Ressourcen?”
deutet zweimal auf das Hauptmerkmal des Nachdenkens hin.

Wenn in der sogenannten westlichen Welt die Rede von Krieg ist, dann ausschließlich über den “Angriffskrieg”, den Russland gegen die Ukraine entfacht hat. Diese, nach westlicher Anschauung ausschließlich Russland angelastete Krieg, bei dem es sich aus russischer Sicht um eine miltärische Operation handelt, ist nicht allein durch den russischen Angriff entstanden.

Der unter
“Krieg ist Teil des Systems: Warum sollte man sich trotzdem für Frieden einsetzen?”
hier aufrufbare TV-Artikel erklärte in seiner Gesamtheit die grundlegenden Aspekte zur Friedensbewegung allgemein; offenbart aber in einigen Fragen von Christian Kremer und den entsprechenden Antworten von Frau Nelgen die nach westlicher Lesart unterdrückten Wahrheiten.

Im Verfahren des Zitierens soll hier die erkenntnistheoretische und komplizierte Grundlage des Kognitivismus deutlich werden:

Frage Chritian Kremer:
Nun hat sich der Blick auf die Welt durch den russischen Angriff auf die Ukraine stark verändert. Inwiefern hat sich das auf den Friedensaktivismus ausgewirkt?

Antwort Claudia Nelgen:
“Das war ein Paukenschlag, ganz klar. Aber es ist schon seltsam, wie wenig nach den Gründen gefragt wird, die zu diesem Krieg geführt haben, oder nach den Ursachen von Kriegen überhaupt. Wer Frieden will, kommt aber nur so weiter. Da schält sich dann heraus, dass Kriege zu den Mitteln des wirtschaftlichen Konkurrierens gehören, denn es geht um geostrategische Einflussnahme, um Ressourcen, Kontrolle, Absicherung und vor allem Vorteile auf dem globalen Markt.”

Frage Christian Kremer:
Geht es denn nicht auch um Werte?

Antwort Claudia Nelgen:
“In politischen Entscheidungen in der Regel nicht. Aber Werte werden gerne vorgeschoben, wenn es darum geht, ein politisches Prozedere akzeptabler werden zu lassen oder eine politische Entscheidung als richtig zu verkaufen.”

Frage Christian Kremer:
Einen klassischen wirtschaftlichen Kriegsgrund – wie beispielsweise die Ölreserven im Nahen Osten bei den Irak-Kriegen – gibt es doch in der Ukraine nicht, oder?

Antwort Claaudia Nelgen:
“Die Gründe für diesen Krieg kann jeder und jede mit Internetzugang selbst eruieren. Reden, dokumentierte Gespräche, Verträge und deren Aufkündigung, konkrete geopolitische Schritte … Das sind Fakten. Wer nach Gründen fragt, findet hier viel Material, sich ein objektiveres Bild zu machen. Aber man muss das halt auch wollen.” (!)

Frage Christian Kremer:
Aber sehen Sie Russland nicht als Aggressor?

Frau Claudia Nelgen:
“Auf dieses Spiel des Richtens lasse ich mich nicht ein. Jeder soll ein moralisches Urteil abgeben und sich auf eine Seite schlagen. Putin-Hasser, Putin-Freunde, die Werte des Westens müssen verteidigt werden und so weiter … Damit kommen wir nicht weiter. ” (!)

Dieser fast abschließende Satz sollte sich dort einprägen, wo außer neuem Hass und Dämonisierung der “Russen” nichts einfällt, was uns dem Frieden näher bringt. Den Verfechtern von immer mehr und immer tödlicheren Waffen sollte das eine Weisung sein.

Mehr zum Interview siehe oben angegebener Link zum TV-Artikel vom Ostersamstag 2023.

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