Zur Verkehrsfreigabe am 23. August 2017 ein Update vom Tage
Ohne viel Tamtam und nur mit einigen freundlichen Ansprachen geschmückt, rollte der aufgestaute Autokonvoi mit den Offiziellen und den vielen motorisierten Gästen der Eröffnungsfeier erstmals über den neugeschaffenen Asphalt, der sich als Ortsumgehung Könen bzw. als B51 neu darstellt.
Fast alles ist gesagt worden; Staatssekretär Andy Becht vom Landesverkehrsministerium erinnerte dennoch, dass es von der Idee bis zur Verwirklichung des Vorhabens über ein halbes Jahrhundert dauerte, bis nun heute die Freigabe für den Verkehr erfolgte.
Für Erwin Carl (78), 16 Jahre Moderator für die Umgehung Könen, und Barbara Thiel (98), die schon seit Anfang der 60er Jahre für Verkehrsentlastung in Könen laut plädierte, dürfte der 23. August 2017 ein ganz besonderer Tag sein. Ihre Namen standen deshalb und zurecht im Mittelpunkt der Reden.
Lassen wir hier die Bilder sprechen:
- Barbara Thiel und Erwin Carl. Im Zusammenhang mit der Umgehung Könen darf man sie als Personen der Zeitgeschichte ansehen. Hier flankiert von MdB Bernhard Kaster (l) und TV-Redakteur Christian Kremer
- Edeltrud Bayer, Leiterin des Landesbetriebes Mobilität (LBM) Trier bei ihrer Begrüßungsrede
- Aufmerksamer Zuhörer, Onsdorfs Ortsbürgermeister Klaus Fuchs (r), dem die Umgehung in gleicher Weise zugute kommt, wie den Tawerner Autofahrern
- Bestimmt nichts unfreundliches, was Staatssekretär Andy Becht der Leiterin des LBM Trier zuruft
- Pastor Bernhard Bollig, Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Saar-Mosel und Pfarrer Christoph Urban, Evangelische Kirchengemeinde Konz, gaben ihren Segen zur neuen Straße
- Demonstrativ nutzten die Aktivisten von „NEIN zum Moselaufstieg“ die Gelegenheit, um auf ein neues desaströses Vorhaben aufmerksam zu machen, das zu einer ökologischen Katastrophe ausarten könnte, wenn es denn jemals realisiert würde
- Die Lacher auf seiner Seite hatte Andy Becht, als er sein Problem schilderte, wie er vom Begriff des Steillagenanbauses an der Saar auf Stilllagen gekommen sei
- Warten auf die Freigabe der Strecke zur ersten Erkundungs- und Probefahrt
- Die motorisierten Besucher der Eröffnungsveranstaltung durften die Strecke bis zum Anfang der Umgehung und zurück in geschlossener Formation testen. Man darf es auch als Jungfernfahrt bezeichnen.
- Nach der ausnahmsweisen und kontrollierten Wende am Anfang/Ende der Umgehung im geschlossenen Konvoi zurück zum Startpunkt
- Leider und mangels Fotograf nicht im Bild zu sehen, der Verfasser dieses Blogs als erster Radfahrer nach der Streckenfreigabe. Hupen und freundliches Winken der Autofahrer war ermutigend
Der Trierische Volksfreund veröffentlicht unter
http://www.volksfreund.de/nachrichten/rssimport/videos/volksfreundtv/art529380,4692377
eine Autofahrt als Video im Zeitraffer über den neuen Streckenabschnitt an.
Ökonomisch nützlich bis grenzwertig ist der Tenor dieses aktuellen Blogbeitrages. Als ökologische Katastrophe wäre ein ebenfalls seit Jahrzehnten geplanter Straßenneubau, der sogenannte „Moselaufstieg“ anzusehen. Der Verein, „Nein zum Moselaufstieg“ bietet auf seiner Homepage alle zur Bewertung notwendigen Informationen an:
http://www.nein-zum-moselaufstieg.de/
Umgehung B51 Konz-Könen wird am 23. August für den Verkehr freigegeben
Muss man umfangreiche Erklärungen darüber abgeben, weshalb Straßenbaumaßnahmen, insbesondere Straßenneubauprojekte, ein ökologisches Desaster bedeuten?
Wohl kaum! Bürgerinnen und Bürger, die hinsehen, wenn Jahrhunderte bis Jahrtausende alte natürliche Landschaften im wahrsten Sinne des Wortes zerstört werden, um unserem Lieblingskind, dem Automobil, den Weg weiterhin zu ebnen, können das nachvollziehen. Die direkten Folgen werden sichtbar, weil viele kommende Jahresdekaden nötig sind, um die Wunden verheilen zu lassen.
Die Bemühungen der Straßenplaner und Straßenbauer machen deutlich, mit welchen Mitteln man versucht(!) Schadensbegrenzung für die Natur, das heißt, für Mensch und Tier, zu betreiben.
Die in folgender Galerie aufbereiteten Fotos vom 11. August 2017 zeigen auch im Detail, wie der automobile Mensch vor den Begegnungen mit Tieren geschützt werden soll, und wie die Tiere, ihres bisherigen Lebensraumes beraubt, in kanalisierte Wege gezwungen werden, um zu überleben. Eine Wildbrücke, Tierquerungshilfen in Form von Durchlässen unter der Fahrbahn, Wildschutzzäune entlang der gesamten Umgehungstrecke, Blend- und Irritationsschutzanlagen für Tiere darf man als Mindestvorsorge ansehen.
Zum Vergrößern auf die Fotos klicken!
- Durchlässe unter der Fahrbahn und den Schutzzäunen für Niedrigwild und Amphibien
- 1,90 m hohe Röhren als Durchlässe für Wild, Vögel, Fledermäuse und zur Wasserführung
- Retensionsgräben für Oberflächenentwässerung und Wildzaun mit Unterkriechbarrieren
- Höhenangepasster Wildzaun
- Blend- und Irritationsschutz für Tiere. Das Wild soll hier vor Blendung durch nachts bergauf fahrende Kraftfahrzeuge geschützt werden.
- Oberflächenwasser wird im neuangelegten Retensionsbecken aufgefangen. Verschiedenste Vögel einschließlich Wildenten bevölkern die neugeschaffene Wasser- und Biotopfläche.
Die Umgehungsstrecke als ökonomisch nützlich bis grenzwertig zu bezeichnen, bedeutet aus meiner Sicht, die unmittelbaren Vorteile für die Bürgerinnen und Bürger zu beleuchten. Dass der Konzer Stadtteil Könen es nach jahrzehntelangen Bemühungen geschafft hat, die tägliche Blechlawine und Abgasbelastung durch bis zu 15.000 Fahrzeuge drastisch zu reduzieren, ist ein positiver Aspekt, der Könen zu höherer Wertigkeit der Lebensqualität verhilft.
Aber auch die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Tawern sind insofern Nutznießer der Umgehungsstraße, weil sie künftig ohne Siedlungsberührung per Kraftfahrzeug das Oberzentrum Trier erreichen können. Die Fahrzeit wird sich insbesondere auch für Berufspendler durch die neue Straßenverbindung etwa halbieren.
Als grenzwertig bezüglich der ökonomisch nützlichen Bilanz muss man das Fehlen einer leistungsfähigen ÖPNV-Infrastruktur bewerten. Das Automobil und persönliche Mobilität sind für Tawerner Bürgerinnen und Bürger heutzutage unverzichtbar, wenn es um gleiche Lebensqualität auf dem Lande geht.
Betrachtet man hier vergleichsweise die Gemeinden und Ansiedlungen in der VG Konz mit Bahnanschluss und SPNV (Rheinland-Pfalz-Takt), dann wird bewusst, was ein funktionierender ÖPNV an Automobilmassen verhindern könnte. Aber wie eingangs geschrieben – „Lieblingskind, dem Automobil“ – Deutschland Autoland.
Die Kategorie „Verkehr und Infrastruktur“ in diesem Blog berichtet seit 21. Juli 2015 über den Fortgang der größten Baustelle in unserem Großraum. Nicht alle Bürgerinnen und Bürger haben eine Vorstellung davon, was sich zwischen Tawern, vorbei an Könen, bis zum Moselufer bei Wasserliesch ereignet hat.
Im Vorgriff auf die Eröffnung am 23. August 2017 deshalb die folgende Bildergalerie vom 11. August 2017 mit der so gut wie fertigen Umgehungsstraße.
- Beginn der Umgehungsstrecke; rechts im Bild die derzeitige B51 Richtung Könen
- Längere bergauf Fahrt zum Brückenbauwerk der neuen Auf- und Abfahrt Tawern
- Vorwegweiser in Höhe des Brückenbauwerks über die K112 Tawern zur B51 alt nach Könen
- Blendschutzwand soll Irritationen der Tiere aller Art verhindern
- Brückenbauwerk Ab- und Einfahrt Tawern/Könen aus Richtung Saarburg
- Ausfahrtspur nach Tawern und Könen sowie weiterer Verlauf der Umgehungstrecke
- Einfädelungsspur aus Richtung Tawern und weiter zum Ende der Umgehungstrecke
- Weiterer Verlauf der B51 neu zum Fuchsgraben
- Wildbrücke im Bereich Fuchsgraben
- Brückenbauwerk Wirtschaftsweg nach Könen im Bereich Fuchsgraben
- Entlang der Fischweiheranlage Könen über das Brückenbauwerk zum Fuchsgraben
- Lange Gerade zum Gewerbegebiet Wasserliesch
- Abfahrt zum Gewerbegebiet Wasserliesch; zum hage-Baumarkt und weiteren Gewerbebetrieben
- Weiter Richtung Moselufer zum Brückenbauwerk über die L138
- Zwei weitere Brücken überqueren die Obermoselbahnlinien
- Einfahrt zum Kreisel am Ende der Umgehung
- Kreisverkehr als Verbindungsbauwerk zur B419 und B51
- Der Kreisverkehrsplatz an der Mosel bei Wasserliesch
- Blick auf Tawern von der Auf- und Abfahrtsbrücke zur B51 neu
- Blick vom Brückenbauwerk Richtung Ende Umgehung an der Mosel
- Blick vom Brückenbauwerk Richtung Saarburg
- Ausfahrspur nach Tawern und Könen mit Hinweis auf Römische Tempelanlage auf dem Tawerner Metzenberg.
Sie wollen die Anfänge der Baumaßnahmen in Text und Bilder vom Anfang des Straßenbauprojektes seit 2015 betrachten?
Unter folgenden Links in diesem Blog werden Sie fündig:
B51 neu, Umgehung Könen – Eine Landschaft verändert ihr Gesicht
Ortsumgehung Könen wird zur Ortstangente Tawern