Die Erleuchtungen des CDU-Generalsekretärs Peter Tauber
Zum Aufreger der Woche kommt Stefan Sell, Professor für Volkswirtschaftslehre, Sozialpolitik und Sozialwissenschaften, in der Wochenzeitung derFreitag, Nr. 28 vom 13. Juli 2017. Zu Recht regt er sich in einem Beitrag „Nix gelernt, aber viel geerbt“ darüber auf, dass es in Deutschland mehr Jobs, aber zu billigeren Löhnen als in den meisten EU-Ländern gibt. Sein Beitrag zielt aber hauptsächlich auf die in vermutlich geistiger Umnachtung rausgelassene Bemerkung des Blässlings und CDU-Generalsekretärs über Deutschlands Minijobber.
Alle die noch nicht davon gehört haben, können es im Artikel von Stefan Sell nachlesen.
Im derFreitag liest sich das so:
„Schnell mal in die Tasten hauen, das kann bei Twitter Stress geben.
Wenn man beispielsweise CDU-Generalsekretär ist, Peter Tauber heißt und herausposaunt, dass man nicht auf drei Minijobs angewiesen wäre, wenn man was Ordentliches gelernt hätte. Damit zeigt der Spitzenpolitiker nicht nur seine Unkenntnis der Minijobs, denn die meisten haben nur einen und auch im Fall von mehreren Minijobs darf ein Monatseinkommen von 450 Euro nicht überschritten werden.
Viel schlimmer aber ist die Schlussfolgerung, ’nichts Ordentliches gelernt zu haben‘ und deshalb auf Minijobs angewiesen zu sein. Die Realität: 80 Prozent der Minijobber haben eine Berufsausbildung oder auch einen akademischen Abschluss. Viele verbinden mit Minijobs Helfertätigkeiten. Die Daten zeigen aber: 52 Prozent der Minijobber arbeiten als Fachkraft, Spezialist oder Experte.
[…] Und zahlreiche Studien zeigen, dass gerade ihnen Lohn oder andere zustehende Leistungen rechtswidrig vorenthalten werden. […].“
So weit der wörtliche Textauszug, der von Professor Sell weiter logisch untermauert wird.
Inhaltlich zum derFreitag-Beitrag versucht dieser Blog eine treffende Einordnung dieses Generalsekretärs. Dabei bin ich fündig geworden. Das sogenannte Peter Prinzip löst auf und meint in vereinfachter Form: Zur Unfähigkeit befördert!
Beschämende Tatsache
Stefan Sell stellt weiter fest, dass in der ach so erfolgreichen Merkel-Republik Deutschland 22,5 Prozent der Beschäftigten einem Niedriglohn unter 10,50 Euro hinnehmen, wogegen in der EU nur 15,9 Prozent der Beschäftigten mit diesem Niedriglohn auskommen müssen; für das wirtschaftlich leuchtende Deutschland mehr als beschämend.
Vor dem Hintergrund der gebetsmühlenhaft immer wieder beteuerten Merkel-Sprüche, wie gut es uns doch gehe, ist das der pure Hohn.
Working Poor
Erwerbsarme werden auch englisch als Working Poor bezeichnet. Das sind Menschen, die trotz Erwerbstätigkeit arm oder von Armut bedroht sind. Die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung stellt aktuell fest, dass in Europa im Jahr 2014 rund 10 Prozent der Erwerbstätigen zwischen 18 und 64 Jahren mit weniger als 60 Prozent des mittleren bedarfsgewichteten Einkommens in ihrem Land auskommen müssen.
Sell nennt es besonders bemerkenswert, dass das „deutsche Jobwunder“ den höchsten Zuwachs an Erwerbsarmut verzeichnet; nach Größenordnung beschrieben: eine Verdoppelung seit 2004. Damit hat die führende Wirtschaftsnation Deutschland zu den prekären Verhältnissen des europäischen Durchschnitts aufgeschlossen. Das passt exakt in die Merkelsche Politik, die eigentlich scheitern müsste, wenn das sogenannte Prekariat es denn bei der Bundestagswahl am 24. September 2017 durch seine Wahlentscheidung zum Scheitern bringt.
Der 24. September 2017 wird wieder mal ein entscheidender Wahltag.
Aber, an der verbalhornisierenden Bauerweisheit werden sich wiederum die Geister scheiden: Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt wie es ist!
Resümee
Hier erlaube ich mir die Verwendung des Begriffes Prekariat, wie es Wikipedia in Kurzform umreißt:
„Es ist ein soziologischer Begriff für eine soziale Gruppierung, die durch Unsicherheit im Hinblick auf die Art der Erwerbstätigkeit ihrer Mitglieder gekennzeichnet ist. Die Bewertung dieser Unsicherheit als „prekär“ akzentuiert den Aspekt, dass Lebensverhältnisse schwierig sind, bedroht werden oder zum sozialen Abstieg führen können.“
Die SPD und ihr Kanzlerkandidat Martin Schulz müssen sich vergegenwärtigen, wer mit der Agenda 2010 ursächlich das „Wachstum“ des Prekariats mit verantwortet. Es könnte der Schlüssel zum Wahlsieg sein, wenn Schulz und Co. es den betroffenen Bürgerinnen und Bürgern glaubhaft versichern, es ändern zu wollen.
Ich habe es an anderer Stelle bereits zum Ausdruck gebracht:
„An den dicken Schrauben muss Martin Schulz drehen; die kleinen erzeugen nur wenig Druck.“