30 Jahre nach dem Fall der Mauer hat sich die Welt verändert – Nicht zum Besseren!
Michael Gorbatschow hat 1990/91 den Kalten Krieg beendet. Der Westen hat ihn unter amerikanischer Führung wieder eröffnet, und zwar in heftigster Form.
Um das zu verstehen, sollte man Gorbatschows neustes Buch „Was jetzt auf dem Spiel steht“ lesen. Und weil er es mit Sicherheit besser weiß, als es unser sogenannter freier und überaus demokratischer Westen erzählen will, schreibt er in seinem Vorwort folgenden Satz:
„Ich hoffe, dass dieses Buch Sie zu eigenem Denken und Handeln anregt. Schließlich sind wir alle für die Zukunft der globalen Welt verantwortlich.“
Ein aktuelles Beispiel, wie in den westlichen Medien die Bedrohung unserer Freiheit durch Russland beschworen wird, schlägt sich nieder in der kriegstreiberischen Ausdehnung des Nato-Einflussbereiches bis an die russische Grenze.
Dass hier die deutsche Russlandpolitik in unsäglicher Art und Weise dem US-Diktat folgt, ist für mich als Blogger das verhängnisvollste Handeln deutscher Politik.
Ich glaube Gorbatschows Schilderungen hierzu in vollem Umfang, denn er steht für die ehrliche und widerspruchsfreie Darstellung dieser vom Westen provozierten Konfrontation. Man staunt, wenn Gorbatschow heute dazu Stellung nimmt:
„[…]. Zugleich wurden im Rahmen der NATO und des damals noch bestehenden Warschauer Pakts die jeweiligen Militärdoktrinen überarbeitet. Es war geplant, jeweils die politische zulasten der militärischen Komponente zu stärken. Mitgliedsländer der NATO sowie des Warschauer Pakts einigten sich vertraglich auf den Abbau ihrer Truppenstärke.
Manche meiner Kritiker halten mir bis heute vor, ich hätte damals nicht darauf bestanden, vertraglich festzuhalten, dass die NATO sich zukünftig nicht nach Osteuropa ausdehnen dürfe. Eine solche Forderung wäre absurd, ja geradezu lächerlich gewesen, denn der Warschauer Pakt existierte ja noch. Man hätte uns sofort beschuldigt, ihn preisgegeben zu haben.
Vielmehr haben wir unter den damaligen Bedingungen das Maximum erreicht. Russland hatte das volle Recht zu verlangen, dass die Gegenseite nicht nur getreu den Buchstaben, sondern im Geiste der damaligen Vereinbarungen und Verpflichtungen handelt. Doch das gegenseitige Vertrauen, das mit dem Ende des Kalten Krieges gewachsen war, wurde dann einige Jahre später schwer erschüttert — durch die Entscheidung der NATO, sich nach Osten auszudehnen. Und Russland konnte darauf keine Antwort finden.“
Als Leuchtfeuer in Gorbatschows Buch findet sich auch der Inhaltsabschnitt – „Die Erd-Charta“. Sie enthält alle, aber auch wirklich alle Gesichtspunkte an Umweltherausforderungen, die von der internationalen Kommission in den 90er Jahren als Grundprinzipien erarbeitet wurden, um die Haltung der Menschen, von Politikern, Geschäftsleuten und normalen Bürgern für diese Ideen zu gewinnen. Das Resümee lautet schlicht und einfach:
„Um die Menschheit und alle zukünftigen Generationen von Menschen zu retten, müssen wir die Erde retten.“
Die Mitwirkung Michael Gorbatschows an der Erd-Charta hat nicht zuletzt dazu geführt, dass aus dieser internationalen Initiative ein wunderbares Lehrbuch für eine neue Ethik entstanden ist.
Alle, die heute glauben, den Schutz und den Erhalt unserer Umwelt als große Profilierungs-Monstranz vor sich hertragen zu müssen, sollten sich an dem am 12. März 2000 in Paris erstmals veröffentlichten Lehrbuch orientieren.
Die vier Hauptgrundsätze der Erd-Charta:
I. Achtung vor dem Leben und Sorge für die Gemeinschaft des Lebens
II. Ökologische Ganzheit
III. Soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit
IV. Demokratie, Gewaltfreiheit und Frieden
Mehr zu Erd-Charta: hier
Wer sich für die politische Dimensionen der Gedankenwelt des Gorbatschow-Buches interessiert, sollte das Buch unbedingt lesen. Besonders Gorbatschows Gedanken zur Sozialdemokratie auf den Seiten 81 bis 85, Sozialdemokratie – gestern und heute, könnten den eigenen Standpunkt und den der Noch-Sozialdemokraten stärken. Die Erfahrungen eines 88-jährigen politisch durchdrungenen Menschen haben den Charakter der Leitfunktion.
Darüber hinaus schreibt Gorbatschow im fünften Teil seines Buches „Deutschland und Russland: Wie geht es weiter?“
Im Kapitel: „Ein Wort an die Deutschen des 21. Jahrhunderts“, sollte jedem von uns deutlich machen, was Russland gegenüber Deutschland an guten Absichten hegte. Auch das Ereignis im Jahre 2001, als der russische Präsident Wladimir Putin einer Einladung des Deutschen Bundestages folgte und dort die guten Beziehungen zwischen den Ländern hervorhob, findet bei Gorbatschow Erwähnung.
Er schreibt aber auch deutlich, wie sich Deutschland in den westlichen Chor einreiht und sein Verhältnis zu Russland politisch demontierte.
Buchzitat:
„Das deutlichste Zeichen dafür ist die aktive Beteiligung der Bundesregierung an den antirussischen Sanktionen, obwohl einige Politiker und viele Wirtschaftsvertreter in Deutschland der Ansicht sind, dass sie ohnehin wirkungslos sind und der deutschen Wirtschaft erheblich schaden.“
Zitatende.
Der große Bruder auf der anderen Seite des Atlantiks wollte das so; das Feindbild musste aufrecht erhalten werden und wenn die Welt zugrunde geht.