Vor zehn Jahren vom sicheren Tod ins Katzenparadies

Glück im Unglück – Zum achten und zehnten Geburtstag meiner Samtpfoten

Mal was anderes als die schnöde Alltagspolitik. Wer von Samtpfoten spricht, meint auch die Samtpfoten. Die nachfolgende Geschichte, wie man zu sechs eben dieser Samtpfoten,  kommt, erzähle ich hier. Alles dreht sich um zwei Katzen und vier Kater. Einerseits traurig, weil unbarmherzige Zeitgenossen ohne Skrupel die sechs jungen Tierchen einfach weggeworfen haben, in der erbärmlichen Absicht, dass Fuchs oder Habicht sich der kleinen hilflosen Wesen annehmen werden; andererseits ein Glücksfall für die Tiere und den Finder.

Wie alles anfing!
Es war im Frühjahr 2010, als uns Kater Findus nach angeblich 21 Lebensjahren in den Tierhimmel verließ. Große Trauer im Hause, als der vor einigen Jahren zugelaufene Kater den Weg alles Irdischen gegangen war.

„Findus und der Rabe“ habe ich das Foto genannt. Für beide Tiere ein Happyend; Findus blieb friedfertig und der junge Rabe fand wieder zurück zu seinen aufgeregten Eltern. Foto ptivat

Findus hatte sich damals, das war 2006, entschlossen, sein bisheriges Domizil zu verlassen, um sich ein neues Haus zu suchen. Uns war bekannt, wo er ursprünglich hingehörte, denn ein Namensschild mit Adresse veranlasste uns, ihn eine Zeit lang fast täglich nach Haus zu bringen. In Absprache mit dem früheren Herrchen/Frauchen blieb es nach einiger Zeit dabei, dass er die freie Wahl haben durfte, wo denn künftig sein Hauptwohnsitz sein sollte. Wie Findus in unser Haus kam, war dem Trierischen Volksfreund die Geschichte vom Kater Findus wert. Findus, damals, 2006, schon ca. 18 Jahre alt, erlebte noch drei gute Jahre als absoluter Freigänger in seiner neuen Heimstatt, um dabei hin und wieder auch sein früheres Haus zu besuchen. Warum diese Einleitung zumEnde eines wahrscheinlich glücklichen Katerlebens, wie wir es empfunden hatten? Die folgende Katzengeschichte war die Folge.

Die Geschichte von Rufchen, Mohrchen, Weißchen und Schnüsschen
Ein knappes Jahr nach dem Ableben von Kater Findus geschah dann das, was man schon als starken Eingriff in den familiären Alltag nennen darf. Die Erstgeschichte zu unseren insgesamt sechs Findlingen waren im Oktober 2010 die ersten Vier der Art „Europäisch Kurzhaar in Farben. Die ganze bebilderte Geschichte, die auch zum Vorlesen für Kinder geeignet sein dürfte, finden Sie hier zum Lesen und Herunterladen.  Rufchen, Mohrchen, Weißchen und Schnüsschen.

Sie waren immer „Die Vier“. Bis im Frühjahr 2012 zwei Grau-Getigerte hinzu kamen. Foto privat

Nochmal ein Jahr später
Nach dem Fund der ersten Vier stieß ich ein Jahr später (nicht) zufällig an gleicher Stelle am selben Ort wiedermal auf weggeworfene Kätzchen. Wegschauen und daran vorbeigehen? Geht nicht! Also einsammeln und mit nach Hause nehmen. Aber nur zwei? Kurze Zeit später erfuhr ich, dass es wie im Jahr zuvor vier der gleichen Art gewesen sein sollen, die schon einige Tage umher geirrt waren. Scheint aber niemand zu kümmern. Es wird schon jemand richten; auch wenn es Fuchs oder Raubvogel regeln. Was soll man tun, wenn der menschliche Wicht unbekannt bleibt? Getan habe ich dann das, was mir möglich war.

Eine Flugblattaktion soll helfen
Aufmerksam machen und Aufklären war mein Ansinnen. Mittels einer Flugblattaktion in den Gemeinden Onsdorf und Tawern wollte ich auf das Unwesen hinweisen, was sogenannte Gutmenschen anstellen um für sie Unbequemes zu beseitigen. In eigener Regie entwarf ich das Informationsblatt an alle Haushalte, in dem zu lesen war, dass es auch eine anständige und menschenwürdige Lösungen gäbe, die solche Untaten verhindern. Ob es genutzt hat entzieht sich meiner Erkenntnisse. Zufallsbegehungen in der besagten Umgebung bescherten mir Gott sei es gedankt, nicht nochmal die Begegnungen mit weggeworfenen Haustieren. Allein mir fehlt der Glaube, dass es nicht mehr geschieht. Hier das Flugblatt mit_tieren_auf_augenhoehe

Ronny (links) und Ritchi sind unverkennbar Geschwister. Nur durch kleine Farbnuancen um die Nase sind sie zunächst auseinanderzuhalten. Eindeutiges Kennzeichen für Ronny ist das verkürzte Schwänzchen, das dem kleinen Kerlchen vermutlich durch einen Fuchs abgebissen worden ist, als er sich gerade noch in eine Dornenhecke flüchten konnte. Nach Auskunft des Tierarztes Dr. Heinrich, Saarburg, war der Stummel bereits gut verheilt und bedurfte keiner weiteren Behandlung. Die Lieblingsbeschäftigung der Beiden: siehe mittleres Bild. Fotos: privat

Zurück zur Fundgeschichte von Ronny und Ritchie
Etwas einfacher als die Fundgeschichte der Vier (betrifft hier Weißchen) aus 2010 gestaltete sich die „Gefangennahme“ der beiden gestromt und getigerten Grauen. Ein Kescher genügte um sie zunächst dingfest zu machen. Was aber danach geschah, ist eigentlich eine unglaubliche Geschichte.

Nachdem ich beide im Kofferraum des Autos untergebracht glaubte, fehlte plötzlich der Kleine mit „ohne Schwänzchen“. Mein nächster Verdacht fiel auf eine wenig geöffnete Seitenscheibe des Autos, durch das der Kleine entwischt sein konnte. Also Fenster richtig schließen und draußen suchen. Ritchi saß ja allein im Kofferraum und innen offenen Fahrgastraum. Eine Stunde Suche; Ronny war weg und blieb es auch. Auch nach etwa einstündigem Suchen und Warten blieb Ronny unauffindbar. Zu Haus angekommen gesellte sich Ritchie unter die bereits ein Jahr älteren Vier, als wenn sie immer schon zusammengewesen seien.

Ritchie (links) und Ronny – zwei hübsche Kerle sind aus ihnen geworden. Es hat lange viel Geduld gebraucht, um sie vom guten Umgang mit ihnen zu überzeugen. Das letztendlich alle sechs ihre Charakter bewahrten ist Katzenkennern nicht neu. Der Unterschied zwischen Hunden und Katzen ist auch volkstümlich bekannt: Hunde werden von Herrchen/Frauchen gehalten; Katzen halten sich Frauchen/Herrchen und ihr Haus. Foto: Privat

Das Verschwinden von Ronny ließ mich nicht zur Ruhe kommen. Vor Einbruch der Dunkelheit fuhr ich nochmals nach Onsdorf zur Fundstelle. Ronny blieb verschwunden; die Dunkelheit beendete mein Suchen für diesen Tag.

Das Unglaubliche geschah in der Folgenacht
Nach einem Wirtshausbesuch, während das Auto auf dem Tawerner Marktplatz abgestellt war, kehrte ich zurück nach Hause. Meine erste Überlegung, nochmal nach Onsdorf zur Ronny-Suche zu fahren verwarf ich nach einiger Überlegung. In stockdunkler Nacht wäre eine Suche nach dem verängstigten Tierchen höchstwahrscheinlich erfolglos geblieben. Die Nacht wurde dann für mich mehr oder weniger schlaflos bis gegen 3.30 Uhr. Im Halbschlaf glaubte ich eine Autohupe wahrzunehmen und sofort wurde ich hellwach. Aus dem Schlafzimmerfenster bemerkte ich, dass an meinem im Carport abgestellten PKW das Alarmsignal und die Warnblinkanlage aktiviert waren. Raus aus dem Schlafzimmer und hin zum Carport war Sekundensache. Mit Hoflicht und Tachenlampe bot sich mir dann ein Bild, das mich aus der Fassung brachte. Im Innern des Autos, auf der Hutablage, saß Ronny. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Ronny hatte den Innen-Bewegungsmelder ausgelöst.

Die Bergung von Ronny
Gemeinsam mit Ehefrau begann dann die Fortsetzung der ominösen Suche nach dem kleinen Ronny. Zur Vorbeugung seiner möglichen Flucht aus dem Fahrzeug folgte dann in der Kellergarage der Bergungsakt. So darf man das nennen, denn Ronny war wiederum verschwunden und im Fahrzeuginnern nicht mehr aufzufinden. Die einzige Spur seiner Anwesenheit war sein „Geschäftchen“ auf dem Rücksitz. Die Ledersitze machten die Reinigung unproblematisch. Wichtiger war für uns die Frage, wo war er wohin und wie verschwunden. Alle nur möglichen Hohlräume untersuchten wir mit hellstem Licht; ohne Erfolg. Meine Frau, eher das Unmögliche denkend, beugte sich in den Fußraum an der Fahrerseite und glaubte hinter der Gummilippe beidseitig des Gaspedals eine Bewegung erkannt zu haben. Mit etwas sanftem Druck konnte man die flexiblen Gummiteile beidseitig des Gaspedals zur Seite drücken und mit der Taschenlampe Einsicht auf die untere Abdeckung des Motorraums erhalten. Für mich war es eine widersinnige Angelegenheit, anzunehmen, dass Ronny sich durch diese enge Öffnung hindurchzwängen konnte. Um es kurz zu machen: Klein-Ronny hatte sich durchgezwängt und saß auf der Bodenabdeckung des Motorraumes. Logischer Schluss: Wenn er sich reingezwängt hatte, musste er auch wieder heraus kommen können.

Hunger und Durst lösten das Problem
Mittels der Lebendfalle für Katzen, die ich nach dem Vorfall mit Weißchen vor einem Jahr angeschafft hatte und darin deponiertem Katzenfutter brauchte es nur noch Geduld. Nach nicht allzulangem geduldigen Warten saß Ronny dann am frühen Morgen in der Falle, die neben dem Auto und offener Tür aufgestellt war. Als sei nichts geschehen, nahmen ihn die fünf Mitbewohner als Samtpfote Nummer sechs in ihrem Kreis auf.

Sechs Samtpfoten verändern unser Leben
Es war von Anfang an nur eine Frage der Übereinstimmung zwischen meiner Frau und mir, dass wir die Tiere, statt sie dem Tierheim anzulasten, selbst behalten. Ich arbeite immer noch an dem nicht gefassten entgültigen Entschluss, ein Buch/Büchlein über das Leben und Erleben mit sechs Katzen und Katern zu schreiben. Vielleicht bleibt es aber bei diesem Blog, der die Besonderheiten unserer „Sechs“ als positiven Umgang mit Tieren kennzeichnet.

Kontrollierter Freigang und eigenes Wohnzimmer mit Katzenklappe zum Garten
Wer wie wir, an einer stark befahrenen Straße wohnt, muss damit rechnen, dass Katzen (oder auch Hunde) über kurz oder lang das Schicksal freilaufender Tiere ereilt. Oft zu sehen ist, dass angefahrene und tote Tiere achtlos liegengelassen werden. Ist ja nur ein Tier, kennt man als gängige Meinung. Angesichts dieser Erkenntnisse sollte das unseren Tieren nicht widerfahren. Das Haus- und Gartengrundstück mit einem Zaun zu sichern, der in Höhe und Dichte und einem zusätzlichen Elektrozaun für Kleintiere am oberen Rand den klettergewandten Katzen den nötigen Widerstand entgegen setzt, war dann die Lösung. Die Erfahrung nach zehn Jahren Katzenhaltung: Die Einfriedung hat sich bewährt; aber dennoch gelang Ritchie ein Ausbruch.

Rufchen, der besorgte Familienkater
Rufchen, in der Eingangsgeschichte als Führungskater beschrieben, ist seiner Rolle auch gerecht geworden, in dem er am Wiederauffinden des ausgebüchsten Ritchie den Helden spielte.

Rufchen – unser Held und sorgender Familienkater. Foto: privat

Ritchie – schon im jüngsten Alter der Ausbüchser. Foto: privat

Ritchie, nach seinem Auffinden in 2012 noch eine Handvoll Käterchen, gelang es nach einer Unaufmerksamkeit von mir, durch eine ca. 5 cm breite Zaunmasche zu entfleuchen. Nach diesem „entfleuchen“ war Ritchie zunächst unauffindbar verschwunden. Stundenlanges Suchen bis in die Nacht und eine Zettelaktion in der Nachbarschaft brachte uns Ritchie nicht zurück. Er kam aber von allein wieder zurück. Wie das?
Gegen drei Uhr in der Nacht kam Rufchen zu uns ins Schlafzimmer und sprang mehrfach und miauend auf die Fensterbank und wieder runter. Er hatte das bisher noch nie gemacht. Ich machte das Licht an und Rufchen lief zur Schlafzimmertür und kam wieder zurück, als er keine weitere Reaktion bemerkte. Nachdem er nochmal miauend auf die Fensterbank und wieder runter gesprungen war, erhob ich mich aus dem Bett und folgte ihm bis zur Terrassentür. Mittlerweile war auch Schnüsschen gekommen und wirkte ebenso aufgeregt wie Rufchen. Dann kam der Moment, der mich bis heute tiefgreifend an kognitive Fähigkeiten von Tieren denken lässt.
Nach Öffnen der Terrassentür beeilten sich die beiden schon über ein Jahr im Hause Sommer lebenden Kater, nach draußen zu gelangen und in einer Ecke der Terrasse vor dem kleinen Ritchie zu verharren. Ich habe bis heute das Bild vor mir, wie die beiden schon größeren Tiere vor dem kleinen wieder zurückgekehrten Ritchie saßen und mich dabei abwechselnd ansahen. Dies Begebenheit habe ich so verarbeitet, dass ich sie nicht als Selbstverständlichkeit ansehe. Das Verhalten unserer zwei Kater hat durch diesen Vorfall meine gefühlte Überlegenheit über Tiere in ein anderes Licht gesetzt.
Sie glauben die Geschichten nicht? Wenn ich allein gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich nicht den Mut aufgebracht, die Geschichte niederzuschreiben. Meine bessere Hälfte, meine Ehefrau hat alles miterlebt und macht einen Haken unter diese Geschichten. Viel Freude beim Lesen!

Jede schöne Geschichte hat aber oft auch ihre traurigen Seiten. Rufchen ist 2015 gestorben. Trotz tierärztlicher und tierklinischer Umsorgung wegen Diabetes mellitus Typ II und täglicher Insulingaben über mehrere Monate hat die Tierklinik Trier zuletzt keinen Ausweg mehr gesehen. Man soll Tiere bei aller Liebe nicht unnötig leiden lassen; Rufchen ist in meinen Händen sanft eingeschlafen.

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Eine Antwort zu Vor zehn Jahren vom sicheren Tod ins Katzenparadies

  1. Bernd Geippel sagt:

    Lieber Egon,

    in der Tat, eine schöne Geschichte. Katzen schreiben immer wieder ungewöhnliche Anekdoten. Unser Kater ist nach 18 Jahren im Juli gestorben. Nach kurzer Krankheit ohne schweres Leiden. Eine reine Hauskatze, die uns immer erfreut hatte.

    Viele Grüße. Bernd

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